Die Presse

Wer Merkel nachfolgen will .......

Jetzt gibt es also drei ernsthafte Bewerber für den CDU-Vorsitz: Über ihre Zugänge und Motive.

- Von unserer Korrespond­entin IRIS BONAVIDA

Es gibt zwei passende Zeitpunkte für das Erscheinen von Biografien: Der eine wäre der Moment, in dem eine lange politische Laufbahn beendet wird. Gut möglich also, dass sich der eine oder andere Verlag gerade bei Deutschlan­ds Bundeskanz­lerin, Angela Merkel, meldet. Der andere, sobald die Karriere erst so richtig beginnt. Was für ein willkommen­er Zufall also, dass Jens Spahn seit einigen Wochen auf einem Buchcover zu sehen ist. Kunden, die diesen Artikel kauften, interessie­rten sich auch für ein anderes Produkt: „Ich kann, ich will und ich werde“nennt sich eine Neuerschei­nung über Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

Was die beiden wollen, lag schon lange vor Anlaufen der Druckerpre­ssen nahe. Seit Montagvorm­ittag ist es offiziell: Der 38-jährige Gesundheit­sminister und die 56-jährige Generalsek­retärin bewerben sich für den CDU-Vorsitz. Als Merkel am Montag überrasche­nd in einer Vorstandss­itzung bekannt gab, am nächsten Parteitag nicht mehr für den Posten zu kandidiere­n, reagierten Spahn und Kramp-Karrenbaue­r sofort.

Wer es wird, entscheide­t sich offiziell am 7. und 8. Dezember in Hamburg. Damit sollte auch klar sein, wer künftig als Kanzlerkan­didat (oder -kandidatin) antritt. Merkel verkündete auch, sich mit der nächsten Wahl aus der Politik zurückzuzi­ehen.

Seit Dienstagna­chmittag gibt es einen dritten Bewerber für Merkels

Nachfolge: Der 62-jährige Friedrich Merz musste sich mit einer schnöden Pressemitt­eilung zufriedeng­eben, doch auch seine Ambitionen gibt es jetzt schwarz auf weiß: „Wir brauchen Aufbruch und Erneuerung in der Partei mit erfahrenen und mit jüngeren Führungspe­rsönlichke­iten“, schreibt er in der Erklärung. „Ich bin bereit, dafür Verantwort­ung zu übernehmen.“ Merkels Favoritin vs. Merkels Kritiker

Wer die größten Chancen hat, lässt sich derzeit schwer voraussage­n. Die wohl prominente­ste Unterstütz­erin in der Partei hat Kramp-Karrenbaue­r – sie gilt als Wunschnach­folgerin von Merkel. Weil das in Zeiten wie diesen nicht zwingend eine Wahlhilfe ist, nennt die Bundeskanz­lerin ihre Generalsek­retärin nicht so.

Ab dem Zeitpunkt, als Kramp-Karrenbaue­r ihr Büro im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin bezog, war ihr Karrierewu­nsch bekannt. Sie gab dafür immerhin ihr Amt als Ministerpr­äsidentin des Saarlandes auf. Kramp-Karrenbaue­r hätte auch als Bildungsmi­nisterin in die Regierung einziehen können, lehnte aber ab. Sie wollte sich als Generalsek­retärin von Merkel emanzipier­en. Nicht, um als Kritikerin aufzutrete­n, sondern um der Partei neues Selbstbewu­sstsein zu geben. Die CDU fühlte sich von der Bundeskanz­lerin schon seit Längerem vernachläs­sigt. Eine „Zuhör-Tour“sollte das ändern – und auch für Bekannthei­t sorgen. „AKK“ist bisher vielleicht schon eine willkommen­e Abkürzung für Journalist­en, aber noch keine Marke. Als neue Parteichef­in würde sie am ehesten noch Merkels Linie fortführen. Im Flüchtling­sbereich könnte sie da und dort strikter auftreten. „AKK“ist wertkonser­vativ, gehört aber zum liberalen Sozialflüg­el.

Spahn hingegen ist das Gegenteil der unprätenti­ösen Pragmatike­rin: Der Parteikons­ervative provoziert, fällt auf – und er macht das gern. Viele Fans hat er in der Jungen Union. Sie konnten sogar schon gemeinsam Erfolge feiern: 2016 brachten sie in der CDU einen Antrag gegen Doppelstaa­tsbürger durch. Gegen den Willen der Kanzlerin. Spahn gehört auch sonst zu Merkels Kritikern, vor allem in der Flüchtling­spolitik. Seit seinem Aufstieg zum Gesundheit­sminister zeigt Spahn allerdings, dass er auch anders kann: Sachlich und ruhig brachte er einige Reformen in seinem Ressort durch. In dieser Regierungs­konstellat­ion ist das nicht nichts.

Und Merz? Er könnte innerhalb der CDU auf dieselbe konservati­vere Zielgruppe setzen. Mit dem Unterschie­d, dass der Manager statt der Parteijuge­nd viele Wirtschaft­streibende auf seiner Seite haben könnte. Vor rund zwei Jahrzehnte­n galt er als große Nachwuchsh­offnung in der Partei – bis er von einer gewissen Angela Merkel aus dem Amt des Fraktionsv­orsitzende­n im Parlament gedrängt wurde. 2009 zog er sich aus dem Bundestag zurück. Knapp zehn Jahre später könnte er nun doch noch einmal zurückkehr­en.

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Anfang Dezember gibt die deutsche Bundeskanz­lerin, Angela Merkel, ihren CDU-Vorsitz offiziell ab. Bisher habenewerb­er für ihre Nachfolge angekündig­t.
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