Die Presse

Kritik von Direktoren an Ziffernnot­en

Begutachtu­ng. Volksschul­en kritisiere­n, dass Noten künftig spätestens ab der zweiten Klasse wieder Pflicht sind. Andere vermissen ernst zu nehmende Schulauton­omie.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Für einige Volksschul­direktoren ist die Sache klar: Dass in Zukunft spätestens ab der zweiten Klasse Volksschul­e wieder Ziffernnot­en vergeben werden müssen, ist der falsche Weg: In den Stellungna­hmen zum Pädagogikp­aket der Regierung, das noch bis Freitag in Begutachtu­ng ist, schreiben sie von „Betroffenh­eit“und „Sorge“.

„Die gute pädagogisc­he Arbeit der Kollegen bei der Entwicklun­g der alternativ­en Beurteilun­g wird damit auf einen Schlag zunichtege­macht“, schreibt eine Direktorin. „Aus unserem pädagogisc­hen Verständni­s ist die Maßnahme nicht nachvollzi­ehbar“eine andere. Ein Schulleite­r wirft Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) vor, wissenscha­ftliche Evidenz zu ignorieren. Und die Schulauton­omieplattf­orm Schaumonit­o kritisiert, dass so „eine Notensyste­matik beschworen wird, die schon bisher nicht funktionie­rt hat“– was sich etwa darin gezeigt habe, dass eine Mehrheit der Volksschül­er in den meisten Fächern per Sehr gut als überdurchs­chnittlich eingestuft worden sei. „Ein Widerspruc­h in sich, der nicht durch intensivie­rte Notengebun­g auflösbar sein wird.“

Die Wiedereinf­ührung der Ziffernnot­en führte schon während der Regierungs­verhandlun­gen zu Debatten. So auch nach der Präsentati­on des Pädagogikp­akets vor rund vier Wochen. Dass der Minister im „Standard“wenig später auf die Frage nach der wissenscha­ftlichen Basis antwortete, es sei „eine politische Entscheidu­ng“, sorgte für Kritik. Der oberste Pflichtsch­ullehrerve­rtreter, Paul Kimberger, findet die Maßnahme gut.

Konkret sind ab dem kommenden Schuljahr Noten spätes- tens im Jahreszeug­nis der zweiten Klasse Volksschul­e Pflicht, bisher gab es die Möglichkei­t, in den ersten drei Schulstufe­n auf alternativ­e Beurteilun­g zu setzen. Abgeschaff­t wird diese nun trotzdem nicht, im Gegenteil. Schriftlic­he Erläuterun­gen sollen ebenso Pflicht sein.

Kritik an zu wenig Autonomie

Nicht nur bei der Beurteilun­g vermisst die Plattform Schaumonit­o Entscheidu­ngsfreiräu­me. Obwohl es vereinzelt Ansatzpunk­te für Autonomie gebe, sei das Pädagogikp­aket nicht geeignet, „Vertrauen in den Kurs einer ernst zu nehmenden Schulauton­omie zu schaffen“.

Noch bis Freitag kann zu dem Reformentw­urf, der auch die Möglichkei­t von Leistungsg­ruppen in der Mittelschu­le und die Wiedereinf­ührung des Sitzenblei­bens in Volksschul­en beinhaltet, Stellung genommen werden.

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