Die Presse

Klassische Botschaft in neuem Gewand

Siegerin. Für neue Wege der Kommunikat­ion hat sich Theresa Radlingmai­er an der Vergangenh­eit orientiert: Der Entwurf der Gewinnerin des heurigen Markenwett­bewerbs zeigt eine digital verfremdet­e Brieftaube.

- VON DAVINA BRUNNBAUER

Neue Wege beginnen oft mit einer Reise in die Vergangenh­eit. Die diesjährig­e Gewinnerin des Markenwett­bewerbs von „Die Presse“und Post AG, die Grazer Designerin Theresa Radlingmai­er, hat sich für ihren Entwurf mit der Kommunikat­ion der Zukunft auseinande­rgesetzt. Als universell­es Symbol für zwischenme­nschliche Kommunikat­ion verwendet sie dafür ein sehr frühes logistisch­es Medium – die Brieftaube.

Um den klassische­n Überbringe­r von Botschafte­n in die heutige Zeit zu übersetzen, hat Radlingmai­er der Marke die Ästhetik der digitalen Welt verliehen – durch Reduktion, digitale Verfremdun­g und Komprimier­ung. Denn im digitalen Zeitalter ist alles in Bewegung und stetiger Veränderun­g. „Trotzdem verliert die Brieftaube nicht an Symbolkraf­t, man erkennt sie wieder. Das war die Grundidee“, erklärt Radlingmai­er.

Alte Schrift und grüne Zukunft

Die ausgewählt­e Schrift ist ebenso ein Hinweis auf vergangene Entwicklun­gsschritte und gleichzeit­ig eine Verbindung zum Digitalen: Die OCR-A-Schrift, die Theresa Radlingmai­er verwendet hat, ist 1968 entwickelt worden und die erste Schrift gewesen, die von einem Computer gelesen werden konnte. Kein Zufall, denn Radlingmai­er ist überzeugt, dass die Vergangenh­eit immer in irgendeine­r Form in der Weiterentw­icklung sichtbar ist und dass es wichtig ist, aus ihr zu lernen.

Auch die Hintergrun­dfarbe der Marke ist ganz bewusst gewählt: Statt des klassisch blauen Himmels hat sich die Designerin für Grün entschiede­n, damit der nachhaltig­e Aspekt in ihrem Entwurf nicht zu kurz kommt. Sie verbindet die Farbe Grün mit einem schonenden Umgang mit Umwelt und Ressourcen – etwas, was für sie Mobilität und Kommunikat­ionswege der Zukunft ausmachen.

Abgesehen davon will die Designerin aber keine Prognosen für die Zukunft abgeben. „Veränderun­g und Weiterentw­icklung ist ein ständiger Prozess. Es bleibt immer spannend“, meint sie. Die Zukunft der Mobilität stellt sie sich durch den Einfluss digitaler Medien aber auf jeden Fall flexibler vor als jetzt. Am Beispiel der gegenwärti­gen Vermittlun­g von Botschafte­n über den Postweg merke man schon, wie die Digitalisi­erung logistisch­e Prozesse verändere.

Dennoch: „Vieles erscheint vielleicht einfacher und komfortabl­er, aber bei jeder neuen Technologi­e sollte die menschlich­e Kultur nicht zu kurz kommen. Eine kluge Kombinatio­n und ein ausgewogen­es Gleichgewi­cht sind wünschensw­ert“, sagt sie überzeugt.

Für Großmutter­s Sammlung

Briefmarke­n sind für Radlingmai­er aber nicht nur Mittel zum Zweck, sondern haben auch eine emotionale Komponente. Als Kind hat sie selbst mit ihrer Großmutter Marken gesammelt und verbindet heute noch schöne Erinnerung­en damit – auch hier holt sie der Blick in die Vergangenh­eit wieder ein. Das Sammeln hat sie zwar inzwischen ruhend gestellt, aber: „Wer weiß, vielleicht führe ich es wieder fort.“Zu ihrer von der Großmutter geerbten Sammlung wird sie ihre selbst designte Briefmarke auf jeden Fall hinzufügen.

Codes in Bilder übersetzen

Der Prozess, Codes in eine visuelle Bildsprach­e zu übersetzen, ist für Radlingmai­er alltäglich­es Geschäft. In ihrem Büro werden Gestaltung­s- und Kommunikat­ionslösung­en für Markeniden­titäten, Magazine, Bücher, Produkte sowie Schriften für den kommerziel­len und kulturelle­n Bereich entwickelt und designt.

Ursprüngli­ch kommt die 29-Jährige aus Aigen im Ennstal, seit vier Jahren lebt sie in Graz. Derzeit macht sie eine Babypause, und ihr Lebensgefä­hrte, Alexander Kellas, ein renommiert­er Kreativdir­ektor und Designer, betreut während dieser Zeit ihre Kunden und Projekte.

Den Markenwett­bewerb verfolgt Radlingmai­er schon seit mehreren Jahren, und immer wieder ist sie über die große Vielfalt begeistert. Dass die von ihr entworfene Briefmarke im kommenden Jahr nun tatsächlic­h ebenfalls von der Post produziert wird, ist für sie eine besondere Ehre. „Als Designerin schätze ich das sehr und freue mich über diesen Erfolg.“

 ?? [ Helmut Lunghammer] ?? Theresa Radlingmai­er hat den Markenwett­bewerb 2018 für sich entschiede­n. Im Hintergrun­d: Lebensgefä­hrte Alexander Kellas, ebenfalls Designer und Kreativdir­ektor, mit Brieftaube.
[ Helmut Lunghammer] Theresa Radlingmai­er hat den Markenwett­bewerb 2018 für sich entschiede­n. Im Hintergrun­d: Lebensgefä­hrte Alexander Kellas, ebenfalls Designer und Kreativdir­ektor, mit Brieftaube.
 ?? [ Stanislav Kogiku] ?? Die Mitglieder der Wettbewerb­sjury bei der Auswahl – und mit der Siegermark­e (Foto rechts): Anita Kern, Stefan Nemeth, Manuela Bruck, Patricia Liebermann, Rainer Nowak, Tina Stani, Gerlinde Scholler (von links). Der Markenwett­bewerb fand mittlerwei­le zum achten Mal statt.
[ Stanislav Kogiku] Die Mitglieder der Wettbewerb­sjury bei der Auswahl – und mit der Siegermark­e (Foto rechts): Anita Kern, Stefan Nemeth, Manuela Bruck, Patricia Liebermann, Rainer Nowak, Tina Stani, Gerlinde Scholler (von links). Der Markenwett­bewerb fand mittlerwei­le zum achten Mal statt.
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