Die SPÖ in Geiselhaft ihrer versteinerten Funktionäre
In der völlig entideologisierten Partei sind Wahl- und Blutsverwandtschaften als einzige politische Kategorie übrig geblieben.
Wollen Sie morgens neben der SPÖ im Bett aufwachen? Ganz ehrlich: Jeder hätte da so seine Bedenken angesichts plakatierter Funktionäre, die Mundgeruch und Achselschweiß suggerieren und in den Wahlkampfbroschüren normalerweise gerne auf die hinteren Seiten verräumt werden.
Ich möchte morgens sowieso nicht neben einer Partei aufwachen. Erstens passt eine ganze Partei niemals, auch nicht die geschrumpfte SPÖ, in ein Bett. Zweitens mag ich rein grundsätzlich nicht mit einer Partei im Bett liegen. Vermute ich doch bei jeder Partei Eigenheiten, die mit meinen Vorstellungen von politischer Integrität nur am Rande zu tun haben dürften.
So singen die Mitglieder des Regierungspartners der ÖVP (Partner, haha. Der war gut!) unter der Tuchent womöglich schlecht beleumundetes Liedgut aus einer mühsam verdrängten Vergangenheit. Die Neos dagegen könnten modrigen Waldgeruch verströmen, nachdem sie ausgiebig Bäume umschlungen haben. Pilz im Bett lässt sich zwar sehr wirksam mit Medikamenten bekämpfen, aber ganz so einfach lassen sich die Schwammerln nicht loswerden.
Vermutlich käme niemand auf die Idee, der schwarz, lila, türkis oder sonstwie eingefärbte (ich kenne mich bei Farben nicht so aus, ich bin Autor, nicht Maler) Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka könnte vor Betretung der Schlafstatt zur Schalmei greifen. Vielmehr gehen wohl die meisten davon aus, er begebe sich mit Tuba und Rückentrommel zu Bett. Das macht nämlich phonmäßig ordentlich was her.
Und wer würde Sebastian Kurz zutrauen, in der Schule dem Sitznachbarn den Bleistift listig entwendet zu haben! Auch wenn der kleine Lauser sich eine echte Lau- serei gegönnt hat: Der farblich indifferente Jungtürke hat den Altschwarzen vor aller Augen die Partei gefladert. Auch muss niemand sich vor einem Zeitungscover fürchten, auf dem die Ostküste den Kurz zum Riefenstahl macht, der er nie sein wird.
Bleibt noch die SPÖ. Jeden Tag wacht Pamela Rendi-Wagner jetzt mit dieser Morgengabe auf und weiß nicht, wieso das unansehnliche Stück überhaupt neben ihr gelandet ist. Merke: Beim abendlichen Kehraus an der Bar nach jedem fünften Stamperl kontrollieren, wer mit einem anstößt. Denn wer will schon neben der SPÖ aufwachen?
In der SPÖ wird seit vielen Jahren „verkehrtes Mikado“gespielt. In der klassischen Version gilt: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. In der SP-Variante hat gewonnen, wer als Erster so tut, als ob er sich bewegt hätte, ohne sich nur einen Millimeter zu bewegen. Nun will aber in der SPÖ normalerweise niemand gewinnen, denn