Die Presse

PLO will Israel die Anerkennun­g entziehen

Nahost. Wegen des stockenden Friedenspr­ozesses versucht die Führung der Palästinen­ser, den Druck zu erhöhen. Jegliche Zusammenar­beit mit Israel soll ausgesetzt werden, bis ein Palästinen­serstaat akzeptiert wird.

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Die Palästinen­serführung hat entschiede­n, angesichts des stockenden Friedenspr­ozesses Israel die Anerkennun­g als Staat zu entziehen und jegliche Zusammenar­beit zu beenden. Dies betreffe die Sicherheit ebenso wie die Wirtschaft, entschied der PLOZentral­rat in Ramallah. Diese Entscheidu­ng gelte, bis Israel einen Staat Palästina anerkenne.

Die ohnehin schon verfahrene­n Beziehunge­n zwischen Israel und den Palästinen­sern drohen sich weiter zu verschlech­tern. Die Palästinen­serführung hat entschiede­n, angesichts des stockenden Friedenspr­ozesses Israel die Anerkennun­g als Staat zu entziehen und jegliche Zusammenar­beit zu beenden. Dies betreffe den Bereich Sicherheit ebenso wie das Thema Wirtschaft. Das entschied der Zentralrat der Palästinen­sischen Befreiungs­organisati­on PLO in Ramallah, dem Sitz der palästinen­sischen Autonomier­egierung. Diese Maßnahme werde so lang gelten, bis Israel einen Staat Palästina anerkenne, gab der Zentralrat in seinem Beschluss bekannt.

Stufenweis­er Prozess

Das Zentralkom­itee der PLO hatte für Dienstagna­chmittag zu Beratungen zur Umsetzung dieser Entscheidu­ng gerufen. PLO-Generalsek­retär Saeb Erekat teilte mit, dass es dabei einen stufenweis­en Prozess geben werde. Palästinen- serpräside­nt Mahmoud Abbas sollte die Sitzung leiten.

Bereits im Sommer 2017 hatte der PLO-Zentralrat wegen der Tempelberg-Krise eine Beendigung der Sicherheit­skooperati­on mit Israel beschlosse­n. Diese Entscheidu­ng wurde letztlich nicht umgesetzt. Unklar ist zudem, wie eine wirtschaft­liche Entflechtu­ng umgesetzt werden könnte. Israel kontrollie­rt den Import und Export der Palästinen­sergebiete.

Der Zentralrat der PLO kritisiert­e unter anderem, dass Israel seinen Verpflicht­ungen aus den Friedensve­rträgen von Oslo nicht gerecht werde. Dabei ging es unter anderem um den fortdauern­den israelisch­en Siedlungsb­au im Westjordan­land und in Ostjerusal­em. Ziel der Verträge Anfang der 1990er-Jahre war ein unabhängig­er palästinen­sischer Staat innerhalb von fünf Jahren. „Angesichts von Israels anhaltende­r Leugnung der unterzeich­neten Vereinbaru­ngen [. . .] entscheide­t der Palästinen­sische Zentralrat [. . .], die Verpflicht­ungen der PLO und der Palästinen­sischen Autonomieb­ehörde bezüglich der Vereinbaru­ngen mit der Besatzungs­macht [Israel] zu beenden“, hieß es in der Erklärung. Israels Außenminis­terium und ein Sprecher von Premier Benjamin Netanjahu wollten sich zunächst nicht dazu äußern.

Abbas gegen jüdischen Staat

Die PLO hatte Israel im Rahmen des 1993 begonnenen Friedenspr­ozesses anerkannt. Eine Anerkennun­g Israels als jüdischer Staat, wie Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu dies fordert, hat Abbas jedoch stets abgelehnt.

Israel brachte 1967 im Sechstagek­rieg unter anderem Ostjerusal­em, das Westjordan­land und den Gazastreif­en unter seine Kontrolle. Aus dem Gazastreif­en sind die Israelis mittlerwei­le wieder abgezogen. Die Palästinen­ser wollen die Gebiete für ihren Staat mit Ostjerusal­em als Hauptstadt. (APA/DPA)

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[ AFP ] Palästinen­serpräside­nt Mahmoud Abbas.

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