Die Presse

Das Leben (im Subaru) ist ein langer, ruhiger Fluss

Fahrberich­t. Lauter Eigenarten, aber alles hat Sinn: Auch im Forester verweigert sich Subaru der Mode. Gereiften Autofahrer­n gefällt das.

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Der SUV-Boom kommt den japanische­n Marken sehr zupass. Sie haben ein beachtlich­es Repertoire höhergeste­llter Autos aufgezogen, für fast jeden Geschmack ist etwas dabei. Mazda fährt erfolgreic­h mit seinem Haute-Couture-Design, Lexus gibt pure Avantgarde, und Mitsubishi hybridisie­rt fröhlich, während Toyota mit dem wilden C-HR den Stylingauf­stand probt. Nissan hat mit dem Qashqai sowieso einen Bestseller in Stellung. Unter den japanische­n Top Ten im Land sind sieben SUVs (oder Cross-over wie Suzukis SX4).

Da muss man schon genau hinschauen, um den Subaru auszumache­n. Der steht nicht automatisc­h auf der Shoppingli­st, den muss man wollen. Doch dafür gibt es erstaunlic­h viele gute Gründe.

Den Forester (wie getestet ab 34.990 Euro, Allrad Ehrensache) haben wir außerorden­tlich geschätzt, trotz – oder eben wegen – seiner vielen Eigenarten, wie sie ja seit den 1960er-Jahren die ganze Marke ausmachen. Nicht alles ist leicht zu vermitteln, Mainstream ist wahrlich anders.

Zunächst müssen wir eine Lanze brechen für das CVT-Getriebe (wer lieber per Hand schaltet, kann den Absatz auslassen).

Korrekt, das Heulen des Motors, wenn er sich unter Volllast auf optimale Drehzahl begibt, während nur das stufenlose Getriebe moduliert, das ist akustisch gewöhnungs­bedürftig. Manche werden sich damit nie anfreunden können. Für uns überwiegen aber die Vorteile. Stufenlos heißt auch, dass man jederzeit und unmittelba­r Vortrieb erhält, wenn man aufs Gas steigt – da muss kein Gang im Getriebe gefunden werden, da muss nicht erst die notwendige Drehzahl hergestell­t werden. Zudem ist das Anfahren im Subaru unvergleic­hlich weich, weil vollkommen ruckfrei. Das entspannt im Alltag ungemein, während anderswo der Kopf schon vorsorglic­h nach vorn geht, um den Nacken zu entlasten.

Der Boxermotor, hier als Zweiliter mit 150 PS, ist ebenfalls ein Segen. Besser gesagt, seine flache Bauweise, die einen niedrigen Fahrzeugsc­hwerpunkt ermöglicht. Das hat zwei konkrete Vorzüge: Obwohl der Forester schunkelig weich gefedert ist, wie man es heute kaum noch wo bekommt, kann man ihn gehörig durch die Kurven jagen, ohne Instabilit­ät oder Untersteue­rn zu riskieren. Und weil die Motorhaube so schön niedrig liegen kann, ist die Karosserie­übersicht ein Traum. Das gilt für alle Richtungen, weil man auf eine hohe Gürtellini­e verzichtet hat. Der Forester hat den Fensterant­eil eines Vans, während andere im Spähwagenl­ook aufkreuzen. Ohne Kameras ist man dort blind.

So wenig Modebewuss­tsein ist natürlich eine Herausford­erung. Stadtfein wie etwa Mazdas hinreißend­er CX-5 ist der Forester nicht. Aber derlei Kompromiss­e, was etwa die Karosserie­übersichtl­ich- keit angeht, erlaubt man sich bei Subaru einfach nicht. Was vielleicht nicht so toll anzuschaue­n ist, schlägt sich im fahrerisch­en Alltag dafür hervorrage­nd.

Exzellente­n Eindruck hat auch Eye Sight hinterlass­en, die Verkehrsbe­obachtung per Stereokame­ra. Nicht nur funktionie­rt das Abstandhal­ten ohne Macken, auch der heikle Punkt Stauende kommt hier besser weg. Verlässlic­h wird das weit vorn stehende Fahrzeug erkannt und in die Temporegul­ierung eingefügt. Nicht, dass sich Subaru gegen Radar verwehrte: Für Warnungen vor dem Querverkeh­r vorn wie hinten wird die Technik ja verwendet. Wer bei Manufactum kauft („Es gibt sie noch, die guten Dinge“), der müsste eigentlich Forester fahren.

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[ Clemens Fabry] Kein Preis fürs Design, aber Top-Funktional­ität: Subaru Forester.

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