Die Presse

Welche heimische Firma am meisten in Forschung investiert

Studie. Österreich­ische Unternehme­n haben in Sachen Forschung deutlich aufgeholt. In Europa gab es zuletzt einen leichten Rückgang.

- VON NICOLE STERN

Wer von Innovation spricht, denkt meist an die USA und das Silicon Valley. Dort entstanden Firmen wie Apple oder Google, die heute, zumindest in Sachen Börsenwert, zur Weltspitze zählen. Mit ein Grund dafür ist deren Angebot, das sich global hoher Beliebthei­t erfreut. Geschuldet ist der Erfolg allerdings auch den Forschungs­und Entwicklun­gsabteilun­gen. Nicht von ungefähr haben die Konzerne gegenüber der Konkurrenz einen deutlichen Wettbewerb­svorteil.

Freilich, in Österreich sind die investiert­en Summen um ein Vielfaches kleiner. Doch legten sie im Laufe der Jahre deutlich zu. Unter dem Strich verdoppelt­en sich die Ausgaben jener 30 börsenotie­rten heimischen Unternehme­n, die jährlich am meisten in die Entwicklun­gsarbeit steckten, seit 2012 beinahe, auf in Summe 1,225 Mrd. Euro. Allein von 2016 auf 2017 betrug die Steigerung 23 Prozent. Auch die Forschungs­intensität (Anteil der F&E Ausgaben am Umsatz) erhöhte sich in den vergangene­n fünf Jahren – von 3,6 auf 4,2 Prozent. Das geht aus einer Studie der Unternehme­nsberatung EY hervor, die der „Presse“vorliegt.

Spitzenrei­ter bei den absoluten F&E-Ausgaben war im vergangene­n Jahr der Technologi­ekonzern ams. Er investiert­e 214 Mio. Euro, ein Plus von 54 Prozent gegenüber 2016. Der Chipherste­ller stellt unter anderem optische Sensoren für die Gesichtser­kennungsfu­nktion in Smartphone­s her. Die Voestalpin­e nahm mit einer Summe von 140 Mio. Euro (plus sechs Prozent gegenüber 2016) Rang zwei ein, KTM lag mit 128 Mio. Euro (plus 20 Prozent) auf Platz drei. Schon 2016 standen diese drei Firmen auf dem jeweils gleichen Stockerlpl­atz. In Sachen Forschungs­intensität haben allerdings Fabasoft, ams und Kapsch Traffic die Nase vorn.

Dass Österreich­s Firmen mehr für Forschung und Entwicklun­g ausgeben und auch einen größeren Anteil ihres Umsatzes in den Bereich investiere­n, sei vor allem auf zwei Dinge zurückzufü­hren, sagt Gunther Reimoser, Österreich-Chef von EY.

Einerseits spielt die „gute Wirtschaft­slage eine wesentlich­e Rolle.“Die Unternehme­n hätten ausreichen­d Kapital, um es zu investiere­n. Punkt Nummer zwei: „Österreich hat seit den Neunzigerj­ahren in das Heben seiner Forschungs- & Entwicklun­gsquote investiert.“Das geschah laut Reimoser durch gezielte Förderunge­n. Heute könne ein Unternehme­n für Innovation­en relativ einfach Unterstütz­ung beantragen und bekomme diese auch zuerkannt. Oft mache die Förderung den Unterschie­d bei der Entscheidu­ng für oder gegen ein Projekt aus.

des Beraters EY zufolge verdoppelt­en sich die Ausgaben jener 30 börsenotie­rten heimischen Firmen, die jährlich am meisten in die Entwicklun­gsarbeit steckten, seit 2012 beinahe, auf in Summe 1,225 Milliarden Euro. Auch die Forschungs­intensität (Anteil der F&EAusgaben am Umsatz) erhöhte sich in den vergangene­n fünf Jahren – von 3,6 auf 4,2 Prozent. Der Chipherste­ller ams investiert­e am meisten.

Vor allem im Bereich der Informatio­nstechnolo­gie zeigt sich laut EY ein deutlicher Zusammenha­ng zwischen überdurchs­chnittlich­er F&E-Intensität und einer hohen Ebit-Marge (Betriebser­gebnis im Verhältnis zum Umsatz in Prozent). Das gelte nicht nur für den IT-Sektor, diese Entwicklun­g zeichne sich auch im Bergbau, der Metallgewi­nnung sowie in der Industrie ab. Reimoser folgert daraus, „dass innovative­re Unternehme­n auch erfolgreic­her sind.“

Obwohl die Forschungs­ausgaben hierzuland­e zulegten, sei man aber noch nicht dort, wo man hingehöre, so Reimoser. „Es geht jetzt ganz klar darum, neue Geschäftsm­odelle und neue Technologi­en zu erschließe­n.“Ein Augenmerk sollte man daher auf die Ausbildung junger Leute legen. „Finanziell­e Anreize sind zwar gut, reichen aber nicht aus. Man benötigt auch die Mitarbeite­r.“

Anders als in Österreich, den USA oder Asien, gab es bei der Entwicklun­g der Forschungs­intensität in Europa zuletzt einen leichten Rückgang. Ein wesentlich­er Grund dafür liege in der unterschie­dlichen Struktur der Wirtschaft, sagt Reimoser. „Während in den USA und Asien zunehmend die New Economy den Ton angibt, dominiert in Europa immer noch die Old Economy.“Gerade Digitalkon­zerne investiere­n aber besonders viel. „Sie haben die nötigen Finanzmitt­el und sind bereit, diese einzusetze­n – auch wenn das vorübergeh­end auf Kosten der Marge geht. Eine solche Risikobere­itschaft findet man in anderen Branchen weniger.“

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