Die Presse

Neue Tests für europäisch­e Banken

Fast 50 Geldinstit­ute werden von der Bankenaufs­icht EBA unter die Lupe genommen. Die Sorgenkind­er kommen aus Italien. Aus Österreich sind Erste und RBI bei den Tests dabei.

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Gespannt warten Anleger auf die Ergebnisse des neuen europäisch­en Bankenstre­sstests. Im Fokus stehen dabei vor allem die italienisc­hen Geldinstit­ute. Aus Österreich werden Erste Group und RBI geprüft.

Am Freitagabe­nd nach Börsenschl­uss veröffentl­icht die Europäisch­e Bankenaufs­icht EBA ihre Analyse für 48 Großbanken aus 15 EU-Ländern sowie Norwegen. Allein die 37 teilnehmen­den Banken aus der Eurozone stehen für rund 70 Prozent der Bilanzsumm­e aller Institute in der Währungsun­ion. Keine neuen Zahlen gibt es für die vier griechisch­en Banken, deren Ergebnisse wegen des auslaufend­en Rettungspa­kets für das Land bereits im Mai veröffentl­icht worden waren. Damals hatte die EZB bei keinem der vier Prüflinge eine Kapitallüc­ke festgestel­lt.

Nach den gleichen Kriterien hat die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) rund 60 weitere sogenannte signifikan­te Institutio­nen (SIs) der Eurozone, die unter ihrer direkten Aufsicht stehen, unter die Lupe genommen. Allerdings wird sie diese Ergebnisse nicht veröffentl­ichen, sondern nur eine Zusammenfa­ssung für die auch von der EBA getesteten Eurozonen-Banken.

So wurde getestet: Auf Basis der Bilanzen per Ende des vergangene­n Jahres berechnete­n die Auf- seher die Widerstand­sfähigkeit der Banken im Fall eines kräftigen Konjunktur­einbruchs über die drei kommenden Jahre.

Damit einher gehen beispielsw­eise steigende Arbeitslos­igkeit, sinkende Immobilien­preise, deutliche Verluste bei den Staatsanle­ihen, zunehmende Ausfallris­ken für Kredite sowie drohende Strafzahlu­ngen durch Fehlverhal­ten der Bankmanage­r. Dabei passten die Prüfer das Szenario an die wirtschaft­liche Stärke der einzelnen Länder und ihrer Institute an – beispielsw­eise musste ein wirtschaft- licher Absturz in Deutschlan­d deutlich stärker sein als in Italien, um die Banken dem gleichen Stress auszusetze­n.

Der deutsche Bankenverb­and hält den Stresstest für strenger als die vorherigen Belastungs­proben. Härter als frühere Checks ist die Prüfung laut der Ratingagen­tur S&P dieses Mal zudem, weil die neuen Rechnungsl­egungsvors­chriften (IFRS 9) zugrunde gelegt werden.

Diese führen bei den Banken dazu, dass sie früher für ausfallgef­ährdete Kredite vorsorgen müssen. Das Krisenszen­ario lässt sich nur sehr eingeschrä­nkt auf die Realität übertragen. So haben die Aufseher etwa nicht konkret die Auswirkung­en des Brexit betrachtet. Die simulierte Krise ist zudem härter als die Bankenkris­e von 2008, und es wird davon ausgegange­n, dass die Bankmanage­r keine Gegenmaßna­hmen ergreifen.

Schwerwieg­ende Konsequenz­en haben die Banken nur indirekt zu fürchten. Offiziell durchfalle­n kann beim diesjährig­en Stresstest keine Bank, denn es wurden keine Mindestanf­orderungen definiert. Allerdings werden die Aufseher die Ergebnisse verwenden, um den einzelnen Banken im Zweifel Vorgaben zur Erhöhung des Eigenkapit­als zu machen.

Analysten werden vor allem darauf achten, ob die Eigenkapit­alquote der Finanzinst­itute im Test jene Schwelle unterschre­itet, ab der die Bankenaufs­icht Dividenden für die Aktionäre und Bonuszahlu­ngen für die Mitarbeite­r streichen darf. Sehen Ratingagen­turen und Investoren hier ein hohes Risiko, kann das den Aktienkurs der betroffene­n Bank abstürzen lassen.

Sorgenkind­er sind vor allem die vier italienisc­hen Banken, die noch Milliarden an faulen Krediten sowie italienisc­he Staatsanle­ihen in den Büchern haben. (APA)

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[ Reuters ]
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