TV-Inszenierung
S ollte sie je in die Verlegenheit geraten, mit dem Bundeskanzler im TV die Klingen zu kreuzen, so sollte die neue SPÖ-Chefin ein paar Anleihen bei alten Talk-Klassikern machen. Kreisky, Haider, Zilk – so hießen die Entertainer vergangener Zeiten.
Die Inszenierung ist dabei wichtig. Bruno Kreisky etwa entnervte 1975 seinen nervösen Widerpart Josef Taus, indem er ständig die Brille auf- und absetzte, lautstark in den diversen Papieren kramte und ein Blatt fallen ließ. Taus als der wesentlich Jüngere war gezwungen, es aufzuheben und über den Tisch zu reichen. „Dank’ Ihnen schön“, brummelte Kreisky – und auch das war inszeniert: Der damalige Zentralsekretär Charly Blecha hatte zu diesem Trick geraten. Das war großes Theater, eine meisterhafte Verhöhnung bis hin zur inszenierten Verwechslung: „Herr Doktor Klaus . . . Taus“. Meist aber hat Kreisky einfach nur ausführlich sinniert, nach der melodisch gebrummten Einleitung „Ich bin der Meinung . . .“, nach einem verständnisvollen „Schau’n Sie . . .“wurde es meist unterhaltsam. Aber tödlich dann der Klassiker: „Schau’n S’, tun S’ net dauernd wie ein Oberlehrer mit dem Finger zeigen. Das wollen die Leut net.“Da jauchzte die Nation. Noch heute erkennt Josef Taus an: „Auch wenn’s mich nicht freut – er war der erfolgreichste Parteiführer weit und breit.“(hws)