Die Presse

Brüsseler Abfuhr für Italiens Budget

EU-Finanzmini­ster. Die römische Regierung erntet bei ihren europäisch­en Partnern kein Verständni­s für ihre Haushaltsp­läne. Ein Strafverfa­hren rückt immer näher.

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Mag Luigi Di Maio, Italiens Vizepremie­rminister von der linkspopul­istischen Fünf-Sterne-Bewegung, am Wochenende in einem Zeitungsin­terview noch behauptet haben, der Budgetentw­urf seiner Regierung sei ein Vorbild für ganz Europa, um das Wachstum mit staatliche­n Defiziten anzuheizen: Bei den wahren Herren der Währungsun­ion, den Finanzmini­stern der Euro-Mitgliedsl­änder, ernteten die italienisc­hen Haushaltsp­läne am Montag eine glatte Zurückweis­ung.

„Wir sind ein auf Regeln basierende­r Klub, und das macht uns widerstand­sfähiger und stärker“, sagte der slowakisch­e Finanzmini­ster, Peter Kazimˇ´ır. „Wir müssen die Architektu­r der Währungsun­ion vollenden. Und ich fürchte, dass die Schritte und die Einstellun­g der italienisc­hen Regierung diese Ziele gefährden.“Etwas konziliant­er, dem Grunde nach aber auf gleicher Wellenläng­e war Österreich­s Finanzmini­ster, Hartwig Löger. Die Regierung in Rom werde zwar wohl ihre Beweggründ­e für den Haushaltse­ntwurf haben, der für das Jahr 2019 eine Neuverschu­ldung von 2,4 Prozent der Wirtschaft­sleistung vorsieht. Aus Österreich­s Warte sei allerdings klar: „Regeln, die gesetzt sind, müssen eingehalte­n werden“, Italiens Vorlage sei „für uns in dieser Form nicht akzeptabel“.

Das geplante italienisc­he Defizit von 2,4 Prozent liegt zwar unter der Drei-Prozent-Marke des Maastricht­vertrages. Da die Gesamtschu­ld des italienisc­hen Staates jedoch rund 131 Prozent beträgt und somit weit über dem Maastricht­er Richtwert von 60 Prozent liegt, ist die Verletzung der Stabilität­skriterien offenkundi­g. Das hat die Europäisch­e Kommission vorletzte Woche formal so festgestel­lt und erstmals in der Geschichte des Euro einen Budgetvors­chlag eines Mitgliedst­aates zurückgewi­esen.

Bis nächsten Dienstag kann Rom nachbesser­n, es ist jedoch nicht zu erwarten, dass die Regierung dem Druck der Eurozonenm­itglieder so einfach nachgibt. Erwartet wird vielmehr, dass die Kommission dann binnen drei Wochen, möglicherw­eise sogar schon am 21. November, ihren Endbericht über die Zulässigke­it der italienisc­hen Haushaltsp­läne vorlegt. Er wäre Grundlage für eine Entscheidu­ng der EU-Finanzmini­ster darüber, Italien mit Geldbußen zu strafen. Heute, Dienstag, wenden sich alle 28 Finanzmini­ster der EU unter anderem der Besteuerun­g der Internetko­nzerne zu. Auf Experteneb­ene seien die Arbeiten an einer „Google-Steuer“fortgeschr­itten, sagten Diplomaten am Montag. Weiterhin jedoch seien einige Regierunge­n, allen voran jene Deutschlan­ds, skeptisch, ob man den Umsatz zur Grundlage der Steuerpfli­cht machen solle. (GO)

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