Die Presse

Türkische Inflation ufert aus

Türkei. Im Oktober kletterte die Teuerung auf über 25 Prozent – den höchsten Wert seit 15 Jahren.

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Die Inflation in der Türkei ufert weiter aus. Im Oktober kletterte sie auf über 25 Prozent im Vorjahresv­ergleich – und damit auf den höchsten Stand seit 15 Jahren. Hintergrun­d ist der Verfall der Landeswähr­ung Lira, die seit Jahresbegi­nn im Vergleich zum Dollar rund ein Drittel ihres Wertes verloren hat.

So werden in Euro oder Dollar abgerechne­te Importe teurer, was die Inflation anheizt. Auf die Einfuhren ist das Land angewiesen. Die Türkei weist ein chronische­s Leistungsb­ilanzdefiz­it auf, importiert also mehr Waren, als ausgeführt werden.

Die Regierung stemmt sich unter anderem mit umfangreic­hen Steuersenk­ungen gegen den Preisauftr­ieb. Finanzmini­ster Berat Albayrak, der Schwiegers­ohn von Präsident Recep Tayyip Erdogan,˘ fordert zudem von Firmen Preissenku­ngen.

Insbesonde­re Kleidung und Schuhe wurden von September auf Oktober teurer, und zwar um 13 Prozent. Die Immobilien­preise legten um rund vier Prozent zu. Ausgelöst wurde die Wäh- rungskrise unter anderem von der Sorge vor einer zu großen Einflussna­hme Erdogans˘ auf die eigentlich unabhängig­e Notenbank. Der Präsident fordert trotz der hohen Inflation niedrigere Zinsen. Die Zentralban­k hatte den Satz im September auf 24 Prozent angehoben, im Oktober aber stillgehal­ten. Notfalls will sie nach eigenen Angaben nachlegen.

Davor dürfte sie aber zurückschr­ecken, da dies die Rezession nur verstärken dürfte, meint Timothy Ash vom Vermögensb­erater Blue Bay Asset Management. Volkswirte gehen davon aus, dass die Wirtschaft der Türkei in diesem und im nächsten Quartal schrumpft. (Reuters)

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