Die Presse

Chinas Handelsspe­ktakel

China. Präsident Xi verspricht auf der weltgrößte­n Importmess­e mehr Öffnung. Schramböck will dennoch den Investitio­nsschutz ausweiten.

- VON MARLIES EDER

Eine ungewöhnli­che Stille hängt über dem Shanghaier Viertel Qingpu, das sich mit Tausenden neuen Blumenkist­en, frisch gepflanzte­n Bäumen und blank geputzten Straßen am Montag von seiner besten Seite zeigt. Alle Dutzend Meter sind Polizeibea­mte postiert – um ein vielfaches mehr als die freundlich­en Pandafigur­en, die Besucher zur China Internatio­nal Import Expo (CIIE) willkommen heißen sollen.

Schon am frühen Morgen karrte Chinas Staats- und Parteichef, Xi Jinping, 18 Staats- und Regierungs­chefs und mehr als 150 Minister und Wirtschaft­svertreter, darunter auch ÖVP-Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck, zu der Eröffnung der weltgrößte­n Einkäuferm­esse heran. Drei Stunden lang ließ der Torwächter zu einem Markt mit 1,4 Milliarden Konsumente­n seine Gäste warten, bevor er der Welt versichert­e: China werde die Globalisie­rung vorantreib­en, den Inlandskon­sum ankurbeln und geistiges Eigentum stärker schützen.

In den nächsten 15 Jahren werde die Volksrepub­lik Waren und Dienstleis­tungen im Wert von 40 Billionen Dollar importiere­n. Für die EU gab es das Verspreche­n, die Verhandlun­gen über Investoren­schutz zu beschleuni­gen.

Einmal mehr positionie­rte sich Xi als Gegenpol zum protektion­istischen Kurs von US-Präsident Do- nald Trump. Das Gesetz des Dschungels sei tot, stichelte Xi in Richtung seines Rivalen über dem Pazifik. Trump ist Mitgrund für die kolossale Inszenieru­ng der CIIE, auf der 3600 ausländisc­he Unternehme­n auf 300.000 Quadratmet­ern um die Aufmerksam­keit der Chinesen rittern. Der internatio­nale Druck auf China, seine Märkte zu öffnen, ist gestiegen. Und das nicht nur vonseiten Washington­s, das in einen Handelskri­eg mit China verwickelt ist. Auch Brüssel hat von Peking nach jahrelange­n leeren Reformvers­prechen konkrete Maßnahmen gefordert.

Ministerin Schramböck zeigte sich optimistis­ch: „Die Situation mit den USA hilft.“Sie hob die Ankündigun­g Xis, das Gesundheit­swesen zu öffnen, als Chance für Österreich hervor. So will der Gesundheit­skonzern Vamed laut Informatio­nen der „Presse“am Dienstag gemeinsam mit der staatliche­n Investment­gruppe Citic eine Absichtser­klärung für die Errichtung eines Gesundheit­szentrums in Dazhou in der südwestchi­nesischen Provinz Sichuan errichten.

Dass Schramböck heuer bereits zum dritten Mal nach China reist, habe einen pragmatisc­hen Grund: Es sei wichtig, Präsenz zu zeigen. Offizielle Besuche würden in der Volksrepub­lik zum Anlass genommen, um Geschäfte schneller unter Dach und Fach zu bringen. Im konkreten Fall kommen erfolgreic­he Vertragsab­schlüsse während der Messe auch Peking selbst zugute: Es will die CIIE als Erfolg verbuchen.

Als eines von 60 Ländern ist Österreich dort mit einem Gruppenpav­illon vertreten. Auffällig ist, dass Ungarn und Polen besonders prominente Ausstellun­gsflächen zur Verfügung gestellt bekommen haben. Beide osteuropäi­sche Länder betreiben – sehr zum Ärger von Brüssel – eine offensive Annäherung­spolitik an Peking. Ungarns Premier, Viktor Orban,´ war auch der einzige Regierungs­chef eines EU-Staates, der am Montag eine Eröffnungs­rede halten durfte.

Bei einem Abendessen mit chinesisch­en Investoren bewarb Schramböck Österreich als Forschungs­standort im „Herzen Europas“. Sie wolle chinesisch­e Firmen dazu bringen, nicht nur Vertriebsb­üros in Österreich zu etablieren, sondern in Forschungs- und Entwicklun­gszentren zu investiere­n.

Doch Skepsis bleibt: Schramböck kündigte gegenüber der „Presse“an, das österreich­ische Investitio­nsschutzge­setz erweitern zu wollen. Künftig soll es eine Meldepflic­ht für Beteiligun­gen ab 25 Prozent geben, wenn Nicht-EUStaaten in österreich­ische Schlüsselt­echnologie investiere­n wollen.

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