Könnte der Komet Oumuamua eine Raumsonde sein?
Astrophysiker in Harvard schlagen eine fantasievolle Erklärung vor.
„Könnte der Druck der Sonnenstrahlung die seltsame Beschleunigung von Oumuamua erklären?“So lautet der Titel einer online (arXiv: 1810.11490) erschienenen Fachpublikation von Physikern um Abraham Loeb (Harvard University). Das klingt noch nicht nach Außerirdischen. Doch in der Arbeit diskutiert Loeb durchaus ernsthaft eine Erklärung, die er als „more exotic scenario“beschreibt: Oumuamua könnte eine Sonde sein, die eine fremde Zivilisation absichtlich in die Nähe der Erde geschickt habe.
Dass der Komet Oumuamua – das ist hawaiianisch und heißt Botschafter – aus einem anderen Sonnensystem stammt, das schlossen die Astrophysiker aus seiner Bahn. Aus seiner Lichtkurve schlossen sie auf eine ungewöhnliche Form: zehnmal so lang wie breit, wie eine Zigarre. Er soll ziemlich dicht sein (was dafür spricht, dass er aus Gestein und Metall besteht) und schnell um seine eigene Achse rotieren.
Nach weiterer Auswertung der Bilder wurde festgestellt, dass Oumuamua offenbar eine unerwartete Beschleunigung durchmachte. Erklärbar wäre diese dadurch, dass der Komet, aufgeheizt durch die Sonne, Gas ausströmte und dadurch wie eine Rakete beschleunigt wurde. Doch Loeb kritisiert diese Erklärung: Dieser Ausstoß von Gasen hätte doch stattfinden müssen, als der Komet näher bei der Sonne war, meint er. Und er sollte auch den Spin des Kometen verändern, das sei nicht beobachtet worden.
So kommt Loeb auf seine unorthodoxe Interpretation, dass es sich um eine Sonde handle, genauer: um einen Teil einer Sonde, um ein Sonnensegel, das Antriebskraft aus Sonnenenergie generiere. In der populären Zeitschrift „Universe Today“sagt er es ganz plakativ: „Oumuamua könnte ein aktives Teil von Alien-Technologie sein, das gekommen ist, um unser Sonnensystem zu erforschen, auf dieselbe Weise, wie wir hoffen, Alpha Centauri (den der Sonne nächsten Stern) mit Breakthrough Starshot und ähnlichen Technologien zu erforschen.“
Breakthrough Starshot ist ein Forschungsprojekt, das unbemannte interstellare Raumfahrt einsetzen will. Es wird vom US-Internetmilliardär Juri Milner maßgeblich finanziert. Loeb ist im Beraterteam dieses Projekts. (tk)