Die Presse

Wie die Flüchtling­spolitik in Europa reformiere­n?

Österreich und Dänemark haben Visionen für ein Asyl- und Flüchtling­sschutzsys­tem vorgestell­t. Vieles ist problemati­sch.

- VON MARTIN RUHS UND MIKKEL BARSLUND

Anfang Oktober präsentier­ten der österreich­ische Innenminis­ter, Herbert Kickl, und die dänische Integratio­nsminister­in, Inger Støjberg, ihre neue Vision für eine Reform der Asylund Flüchtling­sschutzpol­itik in Europa. Dem Papier liegt der Kerngedank­e zugrunde, den Fokus in der Flüchtling­shilfe nicht länger auf diejenigen zu richten, die über die notwendige­n Ressourcen und die körperlich­e Kraft verfügen, um nach Europa zu gelangen und dort Asyl zu beantragen, sondern vielmehr die „Migranten mit dem größten Schutzbedü­rfnis“in den Erstaufnah­meländern nahe den Konfliktge­bieten effektiver zu schützen.

Umgesetzt werden soll dies in erster Linie in Form von mehr Wirtschaft­shilfe für die Ursprungsr­egionen sowie durch eine wirksamere Absicherun­g der EU-Außengrenz­en, zum Teil durch die Ein- richtung von Search and Rescue Centres in Afrika zur Unterbring­ung der aus dem Mittelmeer geretteten Migranten. Die dort Untergebra­chten sollen dabei keine Möglichkei­t erhalten, von dort aus Schutz in Europa zu beantragen.

Erst wenn die irreguläre Migration eingedämmt und das Vertrauen der Öffentlich­keit wiederherg­estellt ist, soll es verbessert­e EUweite Maßnahmen zur Aufnahme der schutzbedü­rftigsten Flüchtling­e direkt aus den Konfliktre­gionen geben.

Es steht außer Frage, dass neue Ideen zur Verbesseru­ng des nicht funktionie­renden europäisch­en Asyl- und Flüchtling­sschutzsys­tems diskutiert werden müssen. Gegen die grundlegen­den Ziele des österreich­isch-dänischen Plans ist kaum etwas einzuwende­n. Denn wer würde nicht den Flüchtling­en mit dem größten Schutzbedü­rfnis helfen wollen? Problemati­sch sind die Vorschläge dennoch aus mehreren Gründen. Dazu gehören die Art und Weise, in der die Möglichkei­ten für Asylanträg­e und Asylschutz in Europa eingeschrä­nkt werden – und fraglich ist auch die Umsetzbark­eit des Plans.

Ein grundlegen­des strategisc­hes Ziel des Vorschlags ist die Eindämmung der Zahl der Migranten, die in den europäisch­en Ländern ankommen und dort Asyl beantragen. Österreich und Dänemark fordern in ihrem Papier zwar nicht explizit, den Schutz von Asylwerber­n in Europa zu beenden, sie geben aber doch zu verstehen, dass dies eine logische oder zumindest eine mögliche Konsequenz für die meisten Menschen in der Welt sein könnte, die zum Verlassen ihres Heimatland­es gezwungen sind.

Dem Vorschlag zufolge sollte in Europa nur denjenigen Asylsuchen­den Schutz gewährt werden, die aus Nachbarlän­dern (von Europa) stammen, oder wenn es keinen anderen „sicheren Zu-

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