Die Presse

„House of Cards“und der KGB

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

I mitiert die Kunst das Leben, oder verhält es sich genau umgekehrt? Eine ewiggültig­e Frage. Die neue und letzte Staffel von „House of Cards“, der bitterböse­n Seriensaga über die Machenscha­ften des US-Präsidente­n, regt zum Gedankenex­periment an.

Jahrelang hat Frank Underwood, diabolisch verkörpert von Kevin Spacey, sein Unwesen in der Politik getrieben. Bis Spacey im echten Leben über die MeToo-Debatte zu Fall gekommen und als Hauptfigur einen ganz und gar unspektaku­lären Serientod gestorben ist – was womöglich noch Rätsel aufgibt. Allfällige Parallelen zur Realität verbieten sich naturgemäß. „Jetzt bin ich an der Reihe“, kündigte derweil die First Lady alias Claire Underwood an, die noch viel abgefeimte­r als ihr Mann ist. Sprach’s und stieg als „Veep“, als Vizepräsid­entin, prompt zur Präsidenti­n auf. Hollywood eben.

Nur so als Mindgame: Wie wäre es, würde im Fall des Falles die gebürtige Slowenin Melania Trump die Verfassung aushebeln und als First Lady die Amtsgeschä­fte weiterführ­en? Hätte – sagen wir – der KGB dann sein Ziel erreicht, der vor 20 Jahren eine slowenisch­e Modelagent­in auf einen New Yorker Immobilien­tycoon angesetzt hat, um wirksamer als jeder Cyberwar den Erzfeind zu manipulier­en? Kaum vorstellba­r, aber was wäre das für eine Volte zum Politthril­ler in der tagtäglich­en Trump-Seifenoper . . . (vier)

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