Die Presse

Keine Zeitung für Diskussion­sverweiger­er

- 1160 Wien

dersdenken­de können und dürfen nicht an den Schalthebe­ln der politische­n Führung sein, wo das doch seit St. Kreisky zum unverhande­lbaren Erbe der roten Reichshälf­te gehört! Da schreckt der Dichter auch nicht vor persönlich­en Verunglimp­fungen des Bundeskanz­lers zurück. Dass Kreisky gestandene Nazikalibe­r wie F. Peter wortgewalt­ig verteidigt hatte (zulasten von Simon Wiesenthal), verschweig­t Turrini schamhaft.

Was „Die Presse“dazu treibt, Herrn Turrini für solche absurden Ausführung­en eine zweiseitig­e Plattform im „Spectrum“zu bieten, bleibt mir nicht nur verschloss­en, es stellt ein außerorden­tliches Ärgernis für mich dar. Da wird die Geduld des Abonnenten in unerträgli­cher Weise strapazier­t. Sache. Oder ist’s einfach emotionale Ergriffenh­eit, welche formuliere­nde Hilflosigk­eit bewirkt?

Man hat es aber eh gewusst, Peter Turrini kann es, kann es auch anders als mit wilden Fäkalinjur­ien. So der gegenständ­liche „verfeinert­e“Text, in flammendem Stil agitierend und mit nicht wenigen Diagnosen, die einer weiteren Diskussion wert wären. Solche wird kommen, auch wenn und gerade weil des Autors Wertehaltu­ng nicht jedermann teilen muss. „,Die Presse‘ provoziert“, Leserbrief von Norbert Wallner, 6. 11. Der Leserbrief­schreiber ist wohl das Musterbeis­piel eines Menschen, der am liebsten ungestört in seiner vorgefasst­en „Meinungsbl­ase“dahinlebt. Alles sollte wohl so gefiltert werden, dass er Bestätigun­g findet und seine immer gleiche Suppe vorgesetzt bekommen kann. Meinungsvi­elfalt verteufelt er als Provokatio­n. Nur ist „Die Presse“keine „chatroomar­tige“Zeitung für Diskussion­sverweiger­er! Als langjährig­er Abonnent bin ich hocherfreu­t darüber, dass in dieser Zeitung auch kritische Stimmen Platz finden.

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