Die Presse

Kleinkrieg des Präsidente­n mit CNN

Medien. Jim Acosta und sein Sender gelten Donald Trump als Inbegriff von Fake News.

- VON THOMAS VIEREGGE

Mit der Ablöse von Sessions rücken die Ermittlung­en Muellers wieder ins Rampenlich­t. Seit Mai 2017 untersucht der frühere FBI-Chef, ob Trumps Wahlkampft­eam mit Moskau kooperiert oder von einer Wahleinmis­chung gewusst hat. Zwar hat Mueller zahlreiche Anklagen eingereich­t. Mehrere Ex-Mitarbeite­r Trumps, darunter Ex-Wahlkampfc­hef Paul Manafort, wurden verurteilt. Die Delikte reichen von Steuerhint­erziehung bis Bankbetrug. Beweise für eine Zusammenar­beit mit Russland konnte Mueller bisher nicht finden. Trump sieht sich als Opfer einer Hexenjagd und fordert ein Ende der Untersuchu­ngen.

Tatsächlic­h könnte Mueller seinen Abschlussb­ericht demnächst vorlegen. Vor den Wahlen zog sich der Ermittler aus der Öffentlich­keit zurück. Nun dürfte ihn Whitaker zum baldigen Ende auffordern. Zwar spricht sich der nunmehrige Minister durchaus für eine Aufklärung der Vorwürfe um die russische Einmischun­g aus. Eine Untersuchu­ng der Finanzen Trumps sei jedoch nicht Teil von Muellers Mandat, argumentie­rt er. Trump selbst hat nun theoretisc­h bis zu sieben Monate Zeit, ehe er einen permanente­n Justizmini­ster bestellen muss. Dessen Bestätigun­g obliegt dem Senat, in dem die Republikan­er die Mehrheit haben.

Jim Acosta hatte alles andere als einen guten Start mit Donald Trump. Bei der ersten Pressekonf­erenz des designiert­en Präsidente­n im New Yorker Trump Tower wenige Tage vor seiner Angelobung stellte der CNN-Chefkorres­pondent eine Frage zur Russland-Connection seines Wahlkampft­eams und einem pikanten Geheimdoss­ier. Trump blaffte ihn an: „Sie sind Fake News.“

Damit war der Ton gegenüber CNN und kritischen Medien vorgegeben und ein Begriff geprägt, der Trumps Anhänger bei Wahlkampfk­undgebunge­n zum Toben bringt. In der Folge blieben manche Reporter von Pressebrie­fings im Weißen Haus ausgeschlo­ssen, Fragen wurden ihnen zuweilen verwehrt.

Trumps Verhältnis zu Acosta blieb äußerst angespannt, bis es in einer Pressekonf­erenz zu den Midterm Elections am Mittwoch im Weißen Haus zum Eklat kam. Der Präsident redete sich in Rage: „Ehrlich gesagt, denke ich, Sie sollten mich das Land führen lassen, und Sie leiten CNN. Sie sind eine derbe und schrecklic­he Person. CNN sollte sich schämen, dass Sie für sie arbeiten. Wenn Sie Fake News in die Welt setzen, was CNN tut, sind Sie ein Feind des Volkes.“

Acosta hatte sich in der ersten Reihe platziert und eingangs gefragt, ob Trump denn Immigrante­n dämonisier­e. Der CNN-Mann, Sohn eines kubanische­n Flüchtling­s, hakte nach, fragte zur „Invasion“von mittelamer­ikanischen Migranten und ließ nicht locker, nachdem der Präsident ihm das Wort entzogen hatte: „Es reicht.“Stunden später staunte Acosta nicht schlecht, dass das Weiße Haus seine Akkreditie­rung eingezogen hatte – ein beispiello­ser Vorgang, der Protest von CNN, Acostas Kollegen und Journalist­enverbände­n hervorrief.

Sarah Huckabee Sanders, Trumps Pressespre­cherin, warf Acosta vor, eine Mitarbeite­rin auf unangemess­ene Weise berührt zu haben, als sie versucht habe, ihm das Mikrofon wegzunehme­n. Acosta und andere bestreiten dies.

Trumps Kleinkrieg mit CNN hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Er ereifert sich gleicherma­ßen über das „Versagen“der „New York Times“, mit der ihn indes eine Hassliebe verbindet. Zugleich liebt der Präsident den Schlagabta­usch mit den Medien, und er verteilt auch gerne Zensuren. Sein deklariert­er Lieblingss­ender ist Rupert Murdochs Fox News. Der inzwischen verstorben­e Exchef Roger Ailes, ein Berater Richard Nixons und Trumps, verstand den Sender stets als Gegenpol zu CNN – „Clinton News Network“, wie er sagte.

Dass Trump jüngst Sean Hannity, seinen Lieblingsm­oderator bei Fox News, unter Gejohle in Missouri auf die Wahlkampfb­ühne holte, sorgte für Aufregung – wie Hannitys High-Five-Schlag mit Bill Shine. Der Fox-News-Mann hatte – wie andere Fox-Kollegen – im Stab des Präsidente­n angeheuert. Die Grenzen zwischen dem Weißen Haus und Trumps Haus- und Hofsender sind fließend.

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