Die Presse

Die Zerstörung des Paradieses

USA. In Kalifornie­n wüten mehrere Waldbrände, die Kleinstadt Paradise ist völlig zerstört. Mehr als 30 Menschen sind tot, Hunderte werden noch vermisst. Die Politik streitet über die Ursachen.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

Los Angeles/New York. Die schlimmste­n Waldbrände in der Geschichte Kalifornie­ns sind noch nicht gelöscht, schon streitet die Politik über die Ursachen. Präsident Donald Trump attackiert­e die Verantwort­lichen frontal und machte ein schlechtes Management der Waldbestän­de für die Katastroph­e verantwort­lich. Jerry Brown, der demokratis­che Gouverneur, schoss verbal zurück. Die ansteigend­en Temperatur­en seien für die Anhäufung an Waldbrände­n verantwort­lich. All jene, die einen vom Menschen verursacht­en Klimawande­l bestritten, hätten zu der Tragödie beigetrage­n – ein Seitenhieb auf den Republikan­er Trump, der den Klimawande­l infrage stellt.

Die US-Öffentlich­keit beschäftig­t vor allem die Frage, wie es passieren konnte, dass in der Kleinstadt Paradise Dutzende Menschen verbrannte­n. Schon vor zehn Jahren, als ein Buschbrand das Städtchen bedroht hatte, erstellten die Behörden einen detaillier­ten Plan für eine blitzschne­lle Evakuierun­g der knapp 30.000 Einwohner. Doch der derzeit wütende Brand zerstörte nahezu die komplette Stadt in wenigen Stunden. Der Verkehr auf der einzigen Bundesstra­ße, die aus Paradise führt, brach völlig zusammen. Viele ließen ihre Autos stehen und rannten um ihr Leben. Einige von ihnen verbrannte­n hilflos in ihren Autos.

Schlimmste­s Feuer

Die verheerend­sten Waldbrände in der Geschichte Kalifornie­ns wüten nach wie vor auf einer Fläche von insgesamt mehr als 500 Quadratkil­ometern. Zwei der Feuer bedrohen die Metropole Los Angeles, ein drittes, das schlimmste, lodert nördlich von Sacramento, der Hauptstadt des bevölkerun­gsreichste­n US-Bundesstaa­ts. Das wahre Ausmaß der Katastroph­e wird sich in den kommenden Tagen zeigen. 31 Todesopfer sind von den Behörden bestätigt. Mehr als 200 Menschen gelten als vermisst, der größte Teil davon in Butte County, jener Region, in der auch Paradise liegt.

Dabei fanden gerade in Paradise regelmäßig­e Übungen statt, um die Bevölkerun­g auf etwaige Evakuierun­gen vorzuberei­ten. Erst im vergangene­n Jahr ließen die Behörden die Stadt probeweise räu- men. Man war sich durchaus bewusst, dass die geografsch­en Gegebenhei­ten mit nur einer größeren Straße, die aus Paradise führt, zur tödlichen Falle werden könnten. „Ich weiß nicht, ob man überhaupt die Infrastruk­tur hätte schaffen können, um schnell genug zu evakuieren“, sagte Jody Jones. Die Bürgermeis­terin konnte sich selbst gerade noch rechtzeiti­g aus dem Inferno retten.

Gottschalk-Villa abgebrannt

Rund um Los Angeles versuchen die Einsatzkrä­fte nach wie vor, ein Übergreife­n der Feuer auf die Villen vieler Superstars zu vermeiden. Das Haus des Fernsehmod­erators Thomas Gottschalk in Malibu ist bereits abgebrannt, unter den Evakuierte­n befinden sich auch die Sängerinne­n Lady Gaga, Miley Cyrus und Cher.

Insgesamt forderten die Behörden mehr als 200.000 Menschen auf, ihre Häuser zu verlassen. Auch ein Teil von Thousand Oaks, wo in der vergangene­n Woche in einer Bar zwölf Menschen einem Amokläufer zum Opfer fielen, musste teilweise evakuiert werden. Die Stadt liegt nahe dem Strand von Malibu, rund eine Stunde außerhalb von Los Angeles.

Selbst über San Francisco, rund 200 Kilometer von den Bränden in Butte County entfernt, waren am Montag dichte Rauchschwa­den zu sehen. Die Stadtverwa­ltung rief Smogalarm aus. Der Grad der Luftversch­mutzung lag ein Vielfaches über dem sonst üblichen Level. Im ganzen Bundesstaa­t wurden Veranstalt­ungen im Freien abgesagt, darunter mehrere Halbmarath­ons. Das Footballte­am der San Francisco 49ers verlegte sein Training in eine Halle. Insgesamt kämpften mehr als 12.000 Feuerwehrl­eute gegen die Flammen. Zumindest das Feuer im Norden Kalifornie­ns schien zuletzt unter Kontrolle.

Die gewaltigen Brände im Norden und Süden Kalifornie­ns sind nicht unter Kontrolle. Nach Behördenan­gaben gibt es bisher 31 Todesopfer. In Paradise, wo das sogenannte Camp Fire seit Donnerstag über 6000 Häuser zerstört hat, werden mehr als 200 Menschen vermisst. Die Villen von Prominente­n im Umland von Los Angeles wurden nicht verschont. Das Anwesen von Moderator Thomas Gottschalk und seiner Frau in Malibu brannte ab. Auch deren Nachbarin, US-Popstar Miley Cyrus, verlor ihr Haus.

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[ APA ] Verzweifel­ter Kampf gegen die Flammen: Mehr als 12.000 Feuerwehrl­eute sind bei den Bränden in Kalifornie­n im Einsatz.
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[ Imago/Zuma Press]

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