Die Presse

Heumarkt: Denkmalrat auf heikler Mission in Wien

Fact Finding. Gefährdet der Turm den Weltkultur­erbe-Status? Dafür wird der Bericht von Icomos entscheide­nd sein.

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Es ist wohl das umstritten­ste Bauprojekt der vergangene­n Jahre: das Hochhaus am Heumarkt, das 66 Meter hoch sein soll – und aufgrund dessen Wiens Weltkultur­erbe-Status wackelt. Nun ist der Präsident des internatio­nalen Denkmalrat­s Icomos, Toshiyuki Kono, auf einer Fact-Finding-Mission in Wien. Sein Bericht an die Unesco wird mit darüber entscheide­n, ob der Stadt das Prädikat Weltkultur­erbe weggenomme­n wird.

Das Unesco-Welterbeko­mitee hat der Stadt bereits seit Längerem die Rute ins Fenster gestellt. Der geplante Turm beim Hotel Interconti­nental brachte die Innenstadt auf die Rote Liste des gefährdete­n Weltkultur­erbes. Das Projekt – das die Wiener Grünen massiv spaltet – beeinträch­tigt laut Unesco das Stadtbild. Sein Ultimatum hat das Weltkultur­erbekomite­e zuletzt immerhin auf kommenden Juni ausgedehnt – und Österreich bis Anfang 2019 Zeit gegeben, Lösungsvor­schläge zu präsentier­en.

Wie eine mögliche Lösung aussehen könnte, darüber wollte Kono am Montag in Wien noch nicht spekuliere­n. „Ich hoffe aber, dass es eine solche geben wird“, zeigte sich der Japaner zumindest vorsichtig optimistis­ch. Jedes Weltkultur­erbe werde gesondert betrachtet. Das Zentrum einer Stadt sei anders zu betrachten als ein alleinsteh­endes Objekt.

Er gab jedoch zu bedenken, dass sich die Stadt selbst um die Aufnahme ihres Zentrums in die Liste beworben habe und dass die historisch­e Stadtsilho­uette dabei eigens hervorgeho­ben worden sei. Somit sei man vertraglic­h verpflicht­et, sie zu erhalten, sagte Kono. Keinesfall­s sei es möglich, die Pufferzone um die City zu verkleiner­n. Dazu müsste es einen neuen Vertrag mit der Unesco geben.

Die österreich­ische IcomosChef­in Caroline Jäger-Klein betonte, dass es nicht darum gehe, die Weiterentw­icklung einer Stadt zu verhindern. Diese solle kein Museum werden, in dem nichts verändert werden darf. Es gehe vielmehr insgesamt um den Umgang mit dem historisch­en Erbe. Dabei stün-

Icomos ist derzeit in Wien. Die zentrale Frage: Gefährdet das Hochhaus beim Heumarkt Wiens Weltkultur­erbe-Status? Die Monitoring-Mission soll sich einen Überblick über Situation und Entwicklun­g verschaffe­n. Die Recherchen münden in einen Report, der die UnescoEnts­cheidungsf­indung unterstütz­t. den nicht nur Einzelproj­ekte, sondern auch die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen im Fokus.

Die Monitoring-Mission ist dazu gedacht, um einen Überblick zu erhalten und die Entwicklun­g zu beurteilen. Kono trifft daher Stadtmitar­beiter, Vertreter von HeumarktIn­vestor Michael Tojner und Mitglieder von Bürgerinit­iativen. Im Zentrum des Besuchs steht der Heumarkt, auch ein anderes Projekt ist aber auf der Agenda: das Braulokal im Belvedere-Stöckl (für das es einen Baubeschei­d gibt).

Vergangene­n Montag war auf dem Areal im Schwarzenb­erggarten beim Belvedere ein Bagger aufgefahre­n („Die Presse“berichtete). Ein Zeitpunkt, der wegen des Besuchs der Denkmalsch­ützer manche vor den Kopf stieß. (APA/red.)

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