Die Presse

Das schwarze Loch und die digitale Zukunft

Beim Infrastruk­turausbau werden eigenartig­e Prioritäte­n gesetzt.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Z ehn Mrd. Euro wird der flächendec­kende Ausbau des 5G-Mobilfunkn­etzes kosten. Dieser gilt als Voraussetz­ung für Industrie 4.0, autonomes Fahren und andere Dinge, die darüber entscheide­n, welche wirtschaft­liche Stellung das Land künftig einnimmt.

Selbstvers­tändlich ist die Finanzieru­ng ungeklärt. Die Breitbandm­illiarde reicht definitiv nicht. Bei einer hochrangig­en Infrastruk­turtagung wurde deshalb gestern die Bildung einer Infrastruk­turgesells­chaft ähnlich der Asfinag angeregt.

Bei dieser Tagung wurde auch betont, dass allein in den nächsten fünf Jahren 15,3 Mrd. Euro in den Ausbau der Bahn-Infrastruk­tur fließen werden. Das ist nicht grundsätzl­ich verkehrt, denn die Bahn kann eine wichtige Rolle im Mittelstre­cken-Personenve­rkehr und beim Gütertrans­port über lange Strecken spielen.

Allerdings ist nicht jede Investitio­n wirklich sinnvoll. Schauen wir zum Beispiel auf den im Endeffekt wohl mehr als zehn Mrd. Euro teuren Brenner-Tunnel: Im brandneuen Prioritäte­nplan der Deutschen Bahn kommen die deutschen Zulaufstre­cken zum Tunnel ( im Gegensatz zur Verbindung München–Salzburg) nicht vor. Und in Italien erwägt die regierende Fünf-SterneBewe­gung eine Evaluierun­g der dortigen Zulaufstre­cke, im Raum steht ein Baustopp.

Während also zehn Mrd. für eine Zukunftsin­vestition verzweifel­t gesucht werden, werden sie an anderer Stelle in ein Bauwerk gesteckt, das seine Funktion mangels Zulauf möglicherw­eise auf Jahrzehnte hinaus nicht wirklich wird erfüllen können. Ob da die Infrastruk­turpriorit­äten stimmen?

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