Das schwarze Loch und die digitale Zukunft
Beim Infrastrukturausbau werden eigenartige Prioritäten gesetzt.
Z ehn Mrd. Euro wird der flächendeckende Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes kosten. Dieser gilt als Voraussetzung für Industrie 4.0, autonomes Fahren und andere Dinge, die darüber entscheiden, welche wirtschaftliche Stellung das Land künftig einnimmt.
Selbstverständlich ist die Finanzierung ungeklärt. Die Breitbandmilliarde reicht definitiv nicht. Bei einer hochrangigen Infrastrukturtagung wurde deshalb gestern die Bildung einer Infrastrukturgesellschaft ähnlich der Asfinag angeregt.
Bei dieser Tagung wurde auch betont, dass allein in den nächsten fünf Jahren 15,3 Mrd. Euro in den Ausbau der Bahn-Infrastruktur fließen werden. Das ist nicht grundsätzlich verkehrt, denn die Bahn kann eine wichtige Rolle im Mittelstrecken-Personenverkehr und beim Gütertransport über lange Strecken spielen.
Allerdings ist nicht jede Investition wirklich sinnvoll. Schauen wir zum Beispiel auf den im Endeffekt wohl mehr als zehn Mrd. Euro teuren Brenner-Tunnel: Im brandneuen Prioritätenplan der Deutschen Bahn kommen die deutschen Zulaufstrecken zum Tunnel ( im Gegensatz zur Verbindung München–Salzburg) nicht vor. Und in Italien erwägt die regierende Fünf-SterneBewegung eine Evaluierung der dortigen Zulaufstrecke, im Raum steht ein Baustopp.
Während also zehn Mrd. für eine Zukunftsinvestition verzweifelt gesucht werden, werden sie an anderer Stelle in ein Bauwerk gesteckt, das seine Funktion mangels Zulauf möglicherweise auf Jahrzehnte hinaus nicht wirklich wird erfüllen können. Ob da die Infrastrukturprioritäten stimmen?