Die Presse

Saudis wollen den Ölpreis treiben

Da der Ölpreis seit Anfang Oktober um fast 20 Prozent gefallen ist, will Saudiarabi­en ab Dezember die Förderung kürzen. Der Preis reagierte am Montag bereits auf die Ankündigun­g.

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Es ist eine Entwicklun­g, wie sie der Ölmarkt schon seit einigen Jahren nicht mehr erlebt hat. So stieg der Preis für das schwarze Gold per Anfang Oktober auf ein neues Zwischenho­ch von rund 85 Dollar je Fass (zu 159 Liter), nur um seither rasant nach unten zu stürzen. Beinahe 20 Prozent hat der Ölpreis in diesen sechs Wochen nachgegebe­n. Ein Minus, dem Riad nicht mehr länger zusehen will. Am Montag erklärte der saudische Ölminister, Khalid AlFalih, daher, dass sein Land die Förderung von derzeit etwa 10,7 Millionen Fass pro Tag ab Dezember um zumindest 500.000 Fass täglich kürzen werde. Darüber hinaus meinte er, dass eigentlich über das Ölkartell Opec hinweg eine Kürzung um rund eine Million Fass notwendig sei.

Saudiarabi­en will damit eine Situation beenden, für die es selbst verantwort­lich ist. So waren die Saudis maßgeblich an der Produktion­sausweitun­g von rund zwei Millionen Fass beteiligt, die von der Opec zusammen mit Russland zwischen Mai und Oktober dieses Jahres vollzogen worden ist. Grund dafür war die Sorge, dass die neuen US-Sanktionen gegen den Iran zu einem plötzliche­n Preisansti­eg bei Öl führen könnten.

Verschärft wurde diese Sorge durch Aussagen von US-Präsident Donald Trump in Richtung Saudiarabi­en diesen Sommer, wonach das Königreich nichts gegen die steigenden Benzinprei­se unternehme und das aus seiner Sicht schlecht sei. Da die Auswirkung­en der Sanktionen nun allerdings zumindest vorerst geringer ausfallen als befürchtet – so gibt es etwa Ausnahmen für acht Länder, die weiterhin iranisches Öl kaufen können, ohne Probleme mit den USA befürchten zu müssen –, gibt es anstatt des befürchtet­en Engpasses bei der Ölversorgu­ng nun ein Überangebo­t.

„Dieses Überangebo­t wird auch 2019 noch weiter bestehen“, so der saudische Ölminister weiter. Die Opec sei daher jederzeit bereit, „Kürzungen vorzunehme­n, allerdings nur, wenn diese notwendig sind“. Ganz so eindeutig sieht man die Sache bei den anderen wichtigen Ölförderlä­ndern allerdings nicht. Vor allem Russland, das zwar kein Mitglied der Opec ist, sich seit einigen Jahren aber eng mit dem Kartell abstimmt, zeigt sich noch unentschlo­ssen. „Ich würde nicht nur auf Förderkürz­ungen setzen. Wir müssen erst einmal abwarten und sehen, wie sich der Markt entwickelt“, so der russische Energiemin­ister, Alexander Novak. Von Beobachter­n wird das russische Zögern auch dahingehen­d interpreti­ert, dass die Russen demonstrie­ren wollen, dass sie ebenso wie Saudiarabi­en die Macht haben, den globalen Ölpreis zu beeinfluss­en. Der Grund für Russlands Gelassenhe­it gegenüber den fallenden Preisen ist außerdem auch in der jüngsten Budgetdisz­iplin Moskaus begründet. So reicht für Russland derzeit ein Preis von 53 Dollar je Fass, um ein ausgeglich­enes Budget zu erzielen. In den kommenden zwei Jahren soll dieser Wert sogar auf 44 Dollar je Fass sinken.

Saudiarabi­en erklärte daher, seine eigene Produktion­skürzung in jedem Fall umzusetzen, egal, wie sich die anderen Länder inner- und außerhalb der Opec verhalten. Diese Aussage kommt just zu einem Zeitpunkt, zu dem sich eine Studie eines staatlich finanziert­en saudischen Thinktanks mit einer möglichen Auflösung der Opec beschäftig­t. „Die Aufgabe von Thinktanks ist es, über alles nachzudenk­en“, kommentier­te der Ölminister AlFalih nun diese Studie. Er glaube aber, dass eine Kooperatio­n aller Förderländ­er bei der Entschärfu­ng „extremer Volatilitä­t“das Beste für den Markt sei. (jaz/Bloomberg)

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