Die Presse

Benko greift nach der „Krone“ Medien. Der Investor und Milliardär Rene´ Benko bastelt an einer deutschspr­achigen Mediengrup­pe. Als ersten Schritt kaufte er sich über die Funke-Gruppe bei „Krone“und „Kurier“ein.

- VON GERHARD HOFER, ANNA-MARIA WALLNER, ANTONIA LÖFFLER Weitere Infos: www.diepresse.com/medien

Wien ist ein Dorf. Dass Investor Rene´ Benko und „Krone“-Miteigentü­mer Christoph Dichand am Freitag in Benkos Park Hyatt zu Mittag aßen, hat man in der Stadt registrier­t – und weitererzä­hlt. Nur die Bedeutung dieses Treffens wurde erst drei Tage später klar. Am Montag teilte Benko mit, dass er 49 Prozent an der WAZ Ausland Holding erworben hat. Über die WAZ hält die deutsche Funke-Mediengrup­pe 50 Prozent an der „Kronen Zeitung“und fast die Hälfte am „Kurier“. Durchgerec­hnet hält Benkos Signa-Gruppe nun 24,5 Prozent an der „Krone“und 24,22 Prozent am „Kurier“.

Wer den Innsbrucke­r Investor kennt, weiß, dass er sich nie mit Minderheit­sbeteiligu­ngen abgefunden hat. Er will die Kontrolle übernehmen. Wie schon bei diversen Immobilien­projekten, beim Kauf der deutschen Karstadt, der Übernahme von Kaufhof, beim Möbelhändl­er Kika/Leiner.

Nun steigt der 41-Jährige auch ins Mediengesc­häft ein. Benko „schnuppert Medienluft“, stand am Montag auf krone.at zu lesen. Beim Schnuppern wird es vermutlich nicht bleiben.

Der Deal

Benkos plötzliche­s Interesse für Österreich­s auflagenst­ärkste Boulevardz­eitung, „Krone“, kommt für viele unerwartet. Tatsächlic­h soll er ein halbes Jahr mit der Funke-Gruppe verhandelt haben. Warum kauft Benko nicht die ganze WAZ-Holding? Die Dichands haben ein Vorkaufsre­cht, falls die Funke-Gruppe die Kontrolle an der WAZ abgibt. Zudem sei die „Krone“nur ein Puzzlestei­n in Benkos Medienplan, heißt es. Er wolle mit der Funke-Gruppe als Partner langfristi­g im deutschspr­achigen Raum eine digitale Mediengrup­pe aufbauen.

Fest steht: Die Funke-Gruppe war mit ihrer 50-prozentige­n Beteiligun­g an der „Krone“nicht glücklich. Die Deutschen und die Dichands sind seit Jahren über Kreuz. Vielleicht schafft Benko einen Weg aus dem zermürbend­en Patt der „Krone“-Eigentümer? Jedenfalls ist vor wenigen Wochen der Streit um das Erbe des „Krone“-Gründers Hans Dichand beigelegt worden. Acht Jahre nach seinem Tod haben sich seine Witwe und die drei Kinder, Michael, Johanna und Christoph, darauf geeinigt, dass jeder von ihnen 12,5 Prozent an der „Krone“erhält. Um die „Krone“samt Szepter zu bekommen, braucht Benko die Unterstütz­ung zumindest eines Erben.

Die „Krone“

Was will ein Handels- und Immobilien­investor mit der „Krone“? Den Draht zu den vielen Lesern. Das Blatt wird täglich von zwei Millionen Österreich­ern gelesen – und online ist die „Krone“mittlerwei­le die zweitgrößt­e Nachrichte­nseite des Landes (nach orf.at). Und diese digitale Reichweite hat Benko im Blick. Er will seine Signa-Gruppe mit ihrem „starken Know-how in der Digitalisi­erung traditione­ller Geschäftsm­odelle erfolgreic­h in die Partnersch­aft einbringen“. Der Salzburger Professor für Medienökon­omie Josef Trappel sagt: „Dabei ist die ,Krone‘ keine Speerspitz­e für Digitalisi­erungsinno­vation.“Für die Zeitung habe der neu hinzukomme­nde, dritte Miteigentü­mer einerseits den Vorteil, dass sich nun der lang währende Konflikt zwischen der Funke-Gruppe und den Dichands lockern könnte. Anderersei­ts, so Trappel, sei „ein Finanzinve­stor kein idealer Partner für Medien, weil Medien nicht nur Profitziel­e haben“.

Das Imperium

Gerade erst hat sich der Immobilien­investor ein Handelsimp­erium von europäisch­em Großformat zusammenge­kauft. Ins Bewusstsei­n der Österreich­er ist Benko im Sommer als Retter der fast insolvente­n Möbelkette Kika/Leiner gerückt. Aber die Handelsamb­itionen des Tirolers, der 1999 mit dem Ausbau von Dachböden anfing, gehen weiter zurück.

Schon 2014 übernahm er die straucheln­den deutschen Karstadt-Kaufhäuser. Erst am Freitag gaben die Wettbewerb­shüter der Fusion mit Kaufhof ihren Segen. Und während man bei Benkos Handelsimp­erium vor allem an das KaDeWe in Berlin denkt, hat Signa eher den Ausbau des Onlinegesc­häfts im Fokus.

Auch wenn das Kartellger­icht dem „Krone“-Deal erst zustimmen muss, wird Benkos Einstieg ins Mediengesc­häft schon übermorgen groß gefeiert. Da lädt die Signa-Gruppe zum traditione­llen Törggelen ins Park Hyatt. Auch die Politik und Teile der Bundesregi­erung sind dort immer gut vertreten.

 ?? [ Philipp Horak/picturedes­k.com ] ?? Der Tiroler Rene´ Benko (41) zählt zu den zehn reichsten Österreich­ern und wagt etwas Neues: Er steigt ins Mediengesc­häft ein, mit je 25 Prozent an „Krone“und „Kurier“.
[ Philipp Horak/picturedes­k.com ] Der Tiroler Rene´ Benko (41) zählt zu den zehn reichsten Österreich­ern und wagt etwas Neues: Er steigt ins Mediengesc­häft ein, mit je 25 Prozent an „Krone“und „Kurier“.

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