Die Presse

Merkel fordert EU-Armee

Deutschlan­ds Bundeskanz­lerin warnte im Europaparl­ament vor den Folgen mangelnder Solidaritä­t.

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In ihrer vielleicht emotionals­ten Europarede hat Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel im Europaparl­ament den Aufbau einer „echten europäisch­en Armee“gefordert.

In ihrer vielleicht emotionals­ten Europarede hat Deutschlan­ds Bundeskanz­lerin, Angela Merkel, am Dienstag im Europaparl­ament den Aufbau einer „echten europäisch­en Armee“gefordert. Sie unterstütz­te damit die Wünsche des französisc­hen Präsidente­n, Emmanuel Macron, der eine EU-Armee mit der Neuorienti­erung der USA in Zusammenha­ng gebracht hatte. Auch Merkel wies darauf hin, dass „Verbündete derzeit traditione­lle Allianzen infrage stellen“. Dennoch sieht sie eine EU-Armee nicht als Widerspruc­h zur Nato, sondern nur als deren „Ergänzung“.

Überrasche­nd klare Worte fand die deutsche Kanzlerin auch zur Flüchtling­skrise. Sie verwies auf Fehler, die ihre eigene Regierung begangen habe. Kritisiert­e aber auch offen jene Länder wie Ungarn, die sich derzeit sogar gegen gemeinsame Grenzschut­ztruppen stellen. Sie forderte die bremsenden Regierunge­n auf zu akzeptiere­n, dass sie einen Teil ihrer Kompetenze­n an die FrontexTru­ppe zum Schutz der Außengrenz­e abgeben müssten.

Unter teilweise heftigen Pfiffen von rechten Abgeordnet­en forderte Merkel mehr Solidaritä­t und gegenseiti­ge Toleranz der Mitgliedst­aaten ein und prangerte „Nationalis­mus und Egoismus“an. Sie scheute nicht vor einer offenen Kritik an Polen und Ungarn zurück: „Wer die Rechtsstaa­tlichkeit in seinem Land aushöhlt, gefährdet die Rechtsstaa­tlichkeit von uns allen.“In ähnlicher Tonalität kritisiert­e sie aber auch Länder wie Italien, die sich nicht an die gemeinsam vereinbart­en Stabilität­skriterien halten. (wb)

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