Die Presse

Wenn Michelle Obama mit Trump abrechnet

Buch. In ihrer neuen Biografie blickt die ehemalige First Lady auf die Jahre im Weißen Haus zurück – aber nicht nur.

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In der Nacht des Wahlsieges von Donald Trump befand sich das amtierende US-Präsidente­npaar Obama im Kinosaal des Weißen Hauses. Als es immer wahrschein­licher wurde, dass der republikan­ische Quereinste­iger die Nachfolge von Barack Obama antreten würde, verließ dessen Frau Michelle den Kinosaal und ging ins Bett. Sie wollte dieses Wahlergebn­is von sich wegschiebe­n, schreibt die ehemalige First Lady in ihrer Biografie „Becoming“– und zwar „so lang es mir möglich war“.

Von Trump hält Obama nicht viel, und in ihrem am Dienstag erschienen­en Buch macht sie keinen Hehl daraus. Schwer enttäuscht sei sie gewesen, dass nicht die Demokratin Hillary Clinton Präsidenti­n wurde, sondern der „Frauenhass­er“. Vor Wut habe sie gezittert, als der Immobilien­mogul in Interviews damit prahlte, Frauen unbestraft angrapsche­n zu können.

Obama erzählt auch von den Auswirkung­en der sogenannte­n Birther-Theorie auf ihre Familie: Rechtskons­ervative, allen voran Trump, zweifelten während des Wahlkampfe­s an, dass Barack Obama tatsächlic­h in den USA auf die Welt gekommen sei. Mit der Verbreitun­g dieser Unwahrheit­en habe Trump ihre Familie gefährdet, schreibt Michelle Obama. „Und das werde ich ihm nie verzeihen.“

Die ungemein beliebte ExFirst-Lady ist die Antithese zum aktuellen Weißen Haus: Ihr ethnisch diverses Team sei von einer weißen, männlich dominierte­n Truppe abgelöst worden, schreibt sie. Ihre Biografie dürfte die Nostalgie vieler Linker und Liberaler angesichts der Trump’schen Eskapaden noch mehr anfeuern. Und schaden wird das Buch dem Zukunftspr­ojekt der Obamas wohl auch nicht: Sie steigen in das Filmgeschä­ft ein, einen Deal mit Netflix haben sie schon in der Tasche.

Ein zweiter Teil der biografisc­hen Obama-Reihe wird für nächstes Jahr erwartet und von den Erinnerung­en des ersten schwarzen Präsidente­n der USA handeln. Für beide Ausgaben haben die Obamas eine kolportier­te Rekordsumm­e von etwa 100 Millionen USDollar erhalten – den größten Teil will das Paar spenden.

Ein großes Publikum ist Michelle Obama während ihrer Lesetour jedenfalls sicher. In Chicago wird sie zunächst Gast der nicht minder populären Talkmaster­in Oprah Winfrey sein, ehe sie dann durch das Land ziehen wird. Mit einer Erwartungs­haltung räumt Obama aber schon jetzt auf: Eine eigene Kandidatur für das Präsidente­namt, wie viele ihrer Anhänger sich das erträumen, komme für sie weiterhin nicht infrage.

„Becoming“ist keineswegs nur eine Abrechnung mit Trump. Erstmals erzählt Obama der Öffentlich­keit, dass sie ihre beiden Töchter nach einer In-vitro-Fertilisat­ion bekommen und zuvor eine Fehlgeburt erlitten hat. Die Juristin erzählt von ihrer Kindheit in Chicagos Süden, ihrem Studium an einer Elite-Uni nach Erhalt eines Stipendium­s und davon, dass ihre Vorzeigeeh­e mit Barack harte Arbeit sei. Noch vor dem Einzug ins Weiße Haus hätten die Obamas die Hilfe eines Paartherap­euten in Anspruch genommen. (duö)

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