Angriff auf Kippaträger und U-Bahn-Fahrerin: Einweisung
Prozess. Ein 24-Jähriger ging wahllos auf andere los.
„Wir tun als Bundesregierung jedenfalls alles dafür, damit jüdisches Leben in Österreich in Sicherheit möglich ist, und kämpfen entschieden gegen jede Form von Antisemitismus.“Dies teilte Bundeskanzler Sebastian Kurz am 19. Juli via Twitter mit. Zuvor hatte ein 24-Jähriger einen jungen Mann, der eine Kippa trug, auf offener Straße attackiert. Am Dienstag bestätigte sich beim Prozess gegen den Angreifer, S., was bald bekannt wurde: Der Angriff war nicht antisemitisch motiviert.
Die Attacke lässt sich mit der psychischen Erkrankung von S. erklären. Der junge Mann hatte bereits am 7. Juni eine U-Bahn-Fahrerin der Wiener Linien geschlagen. Und ihr mit einer Getränkedose einen blauen Fleck am Oberarm zugefügt. Nur dieser Vorfall war nun prozessgegenständlich.
Der – glimpflich verlaufene – Angriff auf den Kippaträger hatte damals die jüdische Community in Wien in Unruhe versetzt. Tatort war die Taborstraße. Die Staatsanwaltschaft hat im Hinblick auf die gutachterlich festgestellte paranoide Schizophrenie des 24-Jährigen diesen Tatbestand nicht in die Anklage aufgenommen. Der Prozess drehte sich „nur“um den Schlag auf die Bedienstete der Wiener Linien. Diese hatte S. ermahnt, seine Füße von einer Sitzbank in der U-Bahn-Station Taubstummengasse zu nehmen. Daraufhin hatte sie den Schlag bekommen.
Die Frau habe ihn „gereizt“, sagte S. – er ist Österreicher und hat türkische Wurzeln – beim Prozess. Psychisch krank will er nicht sein, nur „psychisch angeschlagen“. Medikamente wolle er auch keine einnehmen. „Ich will nur sprechen. Mich aussprechen.“
Das Gericht kam einem Antrag der Staatsanwaltschaft nach und verhängte eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. (m. s./APA)