Die Presse

„Leider Gottes gibt es Probleme mit dem Minister“

Deutschpfl­icht. In den Pausen soll auf dem Schulhof Deutsch gesprochen werden. Das fordert die oberösterr­eichische FPÖ mit Nachdruck ein. Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) bleibt aber bei seinem Nein.

- VON JULIA NEUHAUSER

Oberösterr­eichs Freiheitli­che haben bereits seit Jahren ein Ziel: Sie wollen Kinder am Schulhof keine Fremdsprac­hen mehr sprechen hören. Es soll eine Deutschpfl­icht in den Pausen geben. Die ÖVP im Land konnte man von der Sinnhaftig­keit der Idee rasch überzeugen. Im Bund tut man sich schwerer. „Leider Gottes gibt es hier Probleme mit dem Bildungsmi­nister Faßmann“, sagt Oberösterr­eichs FPÖChef Manfred Haimbuchne­r. Man werde aber „nichts unversucht lassen“.

Davon kann man sich seit mittlerwei­le drei Wochen auf der Facebook-Seite des oberösterr­ei- chischen FPÖ-Chefs überzeugen. Zwölf seiner 16 Postings hat er dem Thema „Deutsch am Pausenhof“gewidmet und für die Unterzeich­nung einer Online-Petition geworben. (Bis gestern, Dienstag, gab es 7590 Unterstütz­er). Zwei Mal hat Haimbuchne­r ein Bild des Ministers gepostet und die Leser gebeten, Faßmann umzustimme­n, was freilich so manch gehässigen Kommentar nach sich zog.

Bildungsmi­nister Heinz Faßmann selbst ließ sich vorerst nicht davon beeindruck­en. „Herr Haimbuchne­r sorgt für die Steigerung meines Bekannthei­tsgrads“, sagte er im Interview mit der „Presse am Sonn- tag“etwas zynisch. Inhaltlich änder das nichts an seiner Meinung: „Es sprechen viele gute Argumente gegen eine Deutschpfl­icht auf dem Schulhof.“

Eines der Argumente ist ein Gutachten. Es wurde bereits vor drei Jahren vom Verfassung­sdienst des Bundeskanz­leramtes erstellt. Darin wurde eine Deutschpfl­icht am Pausenhof für unzulässig erklärt. Dem widerspric­ht allerdings ein Rechtsguta­chten der FPÖ.

Neben rechtliche­n Bedenken hat der Bildungsmi­nister aber auch rein praktische Einwände: „Wie stellt man sich das vor? Der Klassenleh­rer geht wie ein Spitzel in der Pause herum und kontrollie­rt, wie die Schüler sprechen?“, sagte Faßmann in den „Oberösterr­eichischen Nachrichte­n“.

Dass der Bildungsmi­nister die Deutschpfl­icht am Pausenhof strikt ablehnt, ärgert nicht nur die FPÖ, sondern auch Teile der ÖVP, von der Faßmann nominiert wurde. „Das tut mir zwar leid, aber ich muss es akzeptiere­n“, sagte Oberösterr­eichs Landeschef Thomas Stelzer (ÖVP). Im Regierungs­übereinkom­men mit der FPÖ hat nämlich auch er sich für die Deutschpfl­icht ausgesproc­hen. Gekommen ist vorerst nur eine Empfehlung.

Im Bund versucht man, an diesem Thema nicht anzustreif­en. Die Entscheidu­ng des Bildungsmi­nisters sei zur Kenntnis zu nehmen, heißt es aus dem Kanzleramt.

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