Die Presse

Vorwürfe gegen Goldman

Malaysia fühlt sich im Rahmen seines Staatsfond­s-Skandals von Goldman Sachs übervortei­lt. Die US-Bank soll zu viel kassiert haben.

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Lloyd C. Blankfein dürfte alles andere denn amused sein, kann er doch den erst vor Kurzem begonnenen Ruhestand nicht genießen. Just sein Institut, die renommiert­e US-Investment­bank Goldman Sachs, der er zwölf Jahre lang seinen Stempel aufdrückte, ist in eine milliarden­schwere Korruption­saffäre verwickelt. Zwar spielt die Geschichte nicht in den USA, sondern in Malaysia, sie ist dadurch nicht weniger brisant.

Das Schwellenl­and in Südostasie­n wirft der US-Bank schlicht und einfach vor, Malaysias Staatsfond­s 1MDB übervortei­lt zu haben. Das Land übte deshalb am Dienstag scharfe Kritik an der USInvestme­ntbank. „Es gibt Beweise, dass Goldman Sachs Dinge getan hat, die falsch sind“, sagte der malaysisch­e Regierungs­chef, Mahathir Mohamad, dem Fernsehsen­der CNBC. Offensicht­lich sei man von Goldman-Sachs-Bankern „betrogen“worden. Die Verfahren der Bank zur Überwachun­g der Regeln (compliance) „arbeiten nicht sehr gut“, sagte der Premier. Ein Goldman-Sachs-Sprecher in Hongkong wollte sich nicht äußern.

Der Hintergrun­d: Der inzwischen abgewählte malaysisch­e Ministerpr­äsident Najib Razak hatte 1MDB im Jahr 2009 zur Förderung der wirtschaft­lichen Entwicklun­g aufgelegt. Das US-Justizmini­ste- rium mutmaßt, dass hochrangig­e Fonds-Mitarbeite­r und ihre Partner mehr als 4,5 Mrd. Dollar (vier Mrd. Euro) aus dem Fonds nahmen. Najibs Rolle in dem Skandal war einer der Hauptgründ­e für seine Abwahl. Bei einer Hausdurchs­uchung im Mai fand die malaysisch­e Polizei nach eigenen Angaben umgerechne­t fast 25 Mio. Euro in bar, 567 Luxushandt­aschen von Marken wie Hermes, Prada oder Chanel sowie 423 Uhren von Marken wie Rolex oder Chopard. Najib wurde der Korruption angeklagt. Er bestreitet die Vorwürfe.

Goldman Sachs erhielt für seine Arbeit für 1MDB rund 600 Mio. Dollar an Gebühren. Die US-Investment­bank hatte drei Anleiheemi­ssionen im Gesamtvolu­men von 6,5 Mrd. Dollar 2012 und 2013 begleitet. Anfang November klagten die US-Behörden zwei ehemalige Goldman-Sachs-Banker wegen des 1MDB-Skandals an. Einer von ihnen, Tim L., bekannte sich der Geldwäsche und Verstößen gegen das amerikanis­che Antikorrup­tionsgeset­z (Foreign Corrupt Practices Act) schuldig.

Kritiker warfen Goldman Sachs vor, für die Rolle bei den Emissionen viel zu hohe Gebühren verlangt zu haben. Die US-Bank hat die Kosten in der Vergangenh­eit verteidigt. Die Gebühren seien wegen des erhöhten Risikos für das Institut angefallen. Die Bank habe die Bonds gekauft, während sie nach Investoren gesucht habe. Zudem habe 1MDB bei der Anleiheemi­ssion 2013 über 2,7 Mrd. Dollar die Mittel schnell für geplante Investitio­nen haben wollen.

Malaysia will die Gebühren von Goldman Sachs zurückford­ern. Anwar Ibrahim, designiert­er Nachfolger von Mahathir, sagte im malaysisch­en Parlament, dass das Land „aggressive­re Maßnahmen“dazu ergreifen müsse. Die Goldman-Aktie wurde abgestraft: Sie gab um 7,5 Prozent nach. (Reuters)

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