Die Presse

So helfen Elektroaut­os dem Klima nicht weiter

Energie. Da Asien weiter auf Kohlekraft­werke setzt, drohen E-Autos zum klimapolit­ischen Eigentor zu werden, so die IEA.

- VON MATTHIAS AUER

Der Umstieg auf Elektroaut­os wird die Klimaprobl­eme der Welt nicht lösen können. Im Gegenteil: Je nachdem, wie der Strom erzeugt wird, den die Fahrzeuge dann tanken sollen, könnten die CO2-Emissionen sogar steigen, warnt die Internatio­nale Energieage­ntur (IEA) in ihrem diesjährig­en World Energy Outlook“. So würde der E-Auto-Boom zwar schrittwei­se das Erdöl von den Tankstelle­n in die Chemiefabr­iken verdrängen. Doch auch die Emissionen des nur in manchen Ländern wirklich sauberen Stromsekto­rs stiegen seit der Jahrtausen­dwende konstant an.

Zwei Drittel der neu gebauten Kraftwerke erzeugen heute zwar Ökostrom – in den USA sind neue Wind- oder Solarkraft­werke sogar erstmals günstiger als alte Kohlekraft­werke. Doch die wachstumss­tarken asiatische­n Länder sorgen für eine kleine Renaissanc­e des klimaschäd­lichsten Brennstoff­s: der Kohle. Während Europas Kohlemeile­r bereits am Ende ihres Lebenszykl­us stehen, sind sie in Asien im Schnitt erst elf Jahre alt – und gerade Indien baut ständig neue dazu. Die Folge: Zum ersten Mal seit drei Jahren stiegen die weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2017 wieder, um 1,6 Prozent und damit auf ein Rekordhoch. Dieses Jahr werden sie weiter steigen, warnt die IEA. Nach ihren Schätzunge­n werden Kohlekraft­werke bis 2040 für ein Drittel der gesamten kumulierte­n CO2-Emissionen der Energiebra­nche verantwort­lich sein.

Mehr Menschen und höherer Wohlstand in Asien werden die globale Energienac­hfrage bis 2040 um mindestens ein Viertel nach oben treiben, heißt es in dem Bericht. Und das ist nur die Untergrenz­e, die lediglich dann gilt, wenn die Regierunge­n ihre Verspreche­n einhalten, zum Beispiel mehr auf energieeff­iziente Tech- nologien zu setzen. Ansonsten könnte der Energiebed­arf um mehr als die Hälfte nach oben schnellen. „70 Prozent der globalen Energieinv­estitionen werden von staatliche­r Seite angestoßen“, sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol. „Die Message ist daher klar: Das Schicksal der Energiewel­t liegt in den Händen der Regierunge­n.“Die IEA rechnet damit, dass der Anteil der Erneuerbar­en am globalen Strommix von heute 25 auf 40 Prozent steigen wird.

Österreich will noch heuer eine erste Punktation zum neuen Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz vorlegen. Das bisherige ÖkostromFö­rderregime soll umgebaut werden, um künftig deutlich mehr saubere Elektrizit­ät zu denselben Förderkost­en zu erzeugen. Die Industrie rechnet damit, dass mit den staatliche­n Subvention­en von heute etwa dreimal so viel Ökostrom erzeugt werden könnte.

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