Die Presse

Die Tenniswelt diskutiert über ein Stück Stoff

Sollen Ballkinder weiterhin auch für vollgeschw­itzte Handtücher zuständig sein?

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Thomas Muster hat kein Verständni­s dafür. „Wenn du dir heute ein Match über drei, vier Stunden anschaust, siehst du eine Stunde davon, wie einer das Handtuch hält“, sagt die frühere Nummer eins der Welt. Doch die pausenlose Schweißabw­ischerei stört nicht nur die Tennisfans, die aktuelle Debatte dreht sich vielmehr um die Rolle der Ballkinder. Vor allem in den sozialen Medien war die Empörung zuletzt groß, weil die Ballkinder, eigentlich für das Bereitstel­len der Filzkugeln zuständig, den Profis auch die vollgeschw­itzten Handtücher reichen müssen.

Auslöser, um diese Praxis infrage zu stellen, war ein Vorfall beim Turnier in Shenzhen, als der Spanier Fernando Verdasco offensicht­lich frustriert vom Spielverla­uf einen Balljungen recht unwirsch behandelte, weil ihm dieser seiner Ansicht nach das Handtuch nicht schnell genug gebracht hatte.

Bei den Next-Gen-Finals vergangene­n Woche in Mailand, dem Showdown der besten Jungprofis (U21) der Saison, wurde der Handtuchse­rvice der Ballkinder gestrichen. Am Sonntag triumphier­te dort der Grieche Stefanos Tsitsipas, auch er musste sich selbst um seine Handtücher kümmern. Begeistert war der Weltrangli­sten-15. davon nicht. „Während ich spielte, habe ich ständig daran gedacht. Um dein bestes Tennis zu zeigen, solltest du nicht daran denken müssen, ob du dein Handtuch jetzt oder erst später holst. Ich denke, es ist Aufgabe der Ballkinder, dich mit Handtücher­n und Bällen zu versorgen“, meinte Tsitsipas.

Alexander Zverev, der aktuell beste Jungprofi, sieht das anders. „Ich habe Tsitsipas gehört. Aber der Job der Ballkinder ist es, dir die Bälle zu geben, so sehe ich das.“Bei den ATP Finals in London erklärte der Weltrangli­stenfünfte: „Man sollte Spieler davon abhalten, sich nach jedem Aufschlag oder jedem missglückt­en Return das Handtuch zu nehmen. Manchmal ist das ein wenig lächerlich in meinen Augen.“(joe)

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