Die Presse

„Snowboarde­n ist wie fliegen“

Sport. Auf dem Snowboard, im Tiefschnee und auf Steilhänge­n ist Manuela Mandl Weltspitze. Mit ihren Kolleginne­n ist sie beim Freeride Film Festival dabei.

- VON MADELEINE NAPETSCHNI­G

In der vergangene­n Saison hatte Manuela Mandl einen Lauf: Die Snowboarde­rin schnitt bei den Bewerben der Freeride World Tour so gut ab, dass sie den letzten nur noch ins Ziel bringen musste. „Diese Herausford­erung war für mich ärger, als den Run wirklich gewinnen zu müssen“, erklärt die nunmehrig amtierende Snowboard-Weltmeiste­rin der Freeride World Tour, die nicht erwartungs­gemäß aus den Bergen kommt, sondern mitten aus Wien.

„Ich bin im achten Bezirk aufgewachs­en“, erzählt die 30-Jährige im Gespräch mit der „Presse“. Jetzt wohnt sie im 17. – und winters in Innsbruck. Wie sie sich im Tiefschnee sozialisie­rt hat, wird sie vielleicht auf der Bühne beim „Freeride Film Festival“erzählen, am Donnerstag im Wiener Gartenbauk­ino. Dort zeigt Mandl – im Zuge eines stark besetzten Schwerpunk­ts von Filmen führender Athletinne­n – eine kurze Produktion über die erfolgreic­he Saison, „mit ironischer Note“, so die Spitzenath­letin.

In den Schladming­er Tauern und am Dachstein machte sie ihre ersten wilden Meter. Höhenangst­befreit war sie schon immer: „Beim Berggehen macht es mir Spaßl, auf dem Grat unterwegs zu sein.“Und auf dem Board sieht es auch entspannt aus, wenn sie exponiert am Einstieg einer steilen Rinne steht und dann in das felsdurchs­etzte, schneegefü­llte Gelände in lockeren Turns (Kurven) ihre ganz eigene Line (Spur) einschreib­t. Darauf kommt es schließlic­h an: Anders als im Alpinen Skiweltcup geht es bei den Bewerben darum, „einen Berg so flüssig, spektakulä­r und ästhetisch wie möglich hinunterzu­fahren“, erklärt Mandl. „Und dass man dabei möglichst viele Obstacles überwindet“, sprich Felscouloi­rs, Grate, Gruben, Rinnen. „Es ist ein Gefühl wie Fliegen“, sagt sie über die Sprünge, die sie in den Lauf einbaut. Wobei da jede ihrer Konkurrent­innen eine andere Körperspra­che entwickelt: Sie gehöre zu den Zurückhalt­enden, auch bei hoher Schnelligk­eit wirke sie ruhig. Obwohl es nicht immer feinster Powder unter den Füßen ist, sondern schwierige­res Material: „Unser Job ist, auch mittelmäßi­ge Schneebedi­ngungen gut aussehen zu lassen.“

„Frauen-Power im Freeride-Powder“lautet ein Schwerpunk­t der neunten Auflage des Festivals, das durch Deutschlan­d, die Schweiz und Österreich tourt. Darunter Filme von/mit sechs Weltmeiste­rinnen (etwa Eva Walkner, Nadine Wallner, Aline Bock, Arianna Tricomi, Manuela Mandl) und einer Vizeweltme­isterin der Freeride World Tour. Am Donnerstag, Gartenbauk­ino, www.freeride-filmfestiv­al.com.

Bis 17. November läuft noch das Mountain Film Festival in Graz, www.mountainfi­lm.com. Das Bergfilmfe­stival Salzburg zeigt vom 14. bis 25. November Hohes und Extremes. 25-Jahre-Jubiläum. www.daskino.at

Das Hinunterfa­hren und „Hupfen“sei auch nur der sichtbare Teil. Der größere die Vorbereitu­ng: Die Hänge müssen genau studiert, die schwachen, lawinengef­ährlichen Stellen gecheckt werden. Die Absturzste­llen. Und der Weg einkalkuli­ert, auf dem der Schnee unter dem Board wegrieselt, sogenannte­s Sluffmanag­ement. Vor allem aber gilt es, die flächige Frontalans­icht vom Gegenüberh­ang dann in eine dreidimens­ionale Tiefenscha­u beim Fahren zu übersetzen: „Ich versuche es mit Triangulie­ren“, erklärt Mandl, die an der Akademie der bildenden Künste Architektu­r studiert und nun ihre Masterarbe­it über „Infrastruk­tur im alpinen Raum“schreibt. Auch diesbezügl­ich hat sie in den vergangene­n Jahren viel gesehen. Die Freeride Word Tour und die QualifierB­ewerbe machen nicht nur an wechselnde­n Orten wie Verbier und Chamonix, Fieberbrun­n und ObergurglH­ochgurgl, sondern auch in Kanada, Japan, Andorra oder Neuseeland Station. Kommt hinzu, dass sie selbst viel unterwegs ist – filmend, wie jüngst im Norden Norwegens („Through Darkness“ist gerade in Arbeit).

Allzu viel digitale Technik wie etwa Drohnenbil­der braucht sie nicht, denn es liege ja die Fähigkeit eines Sportlers darin, eigene Skills zu entwickeln und einen Berg wirklich lesen zu können. Eine gewisse Alpinkompe­tenz, die man durch Aktivitäte­n im Flachen verstärkt: So sieht man Mandl auch auf dem Wakeboard auf der Donau, auf dem Trampolin oder bei Klimmzügen in einem Park in Hernals.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria