Erdo˘gans langer Arm in Wien
Buch. Das neue Buch von „Presse“-Redakteurin Duygu Özkan über den türkischen Einfluss in Österreich wurde bei Thalia offiziell vorgestellt.
Es sei eine ungewöhnliche Situation, sagte „Presse“Chefredakteur Rainer Nowak zu Beginn. Dass er eine Kollegin interviewen würde – eine harte Interviewsituation wie bei Politikern wurde es auch nicht, als er „Presse“Außenpolitikredakteurin Duygu Özkan Montagabend in der Buchhandlung Thalia in Wien Mitte zu ihrem neuen, bei Molden verlegten Buch befragte.
In „Erdogans˘ langer Arm“schildert sie, wie weit der Einfluss des türkischen Präsidenten nach Österreich reicht – vor allem über die zahlreichen türkischen Verbände und Vereine. Bei denen, meinte Özkan, müsse man differenzieren. Bei manchen gebe es radikalere Tendenzen, andere seien harmloser. Aber jedenfalls werde so manche politische Ansicht von Erdogans˘ Partei über sie auch nach Österreich getragen. Ganz leicht sei die Recherche nicht immer gewesen, erzählte Öz- kan. So habe etwa ein Interviewpartner, mit dem sie mehrere Stunden lang über seinen Verein gesprochen hat, einige Wochen später seine Zustimmung zum Abdruck seiner Zitate zurückgezogen, weil seiner Ansicht nach auch Terroristen – gemeint waren Anhänger der Gülen-Bewegung – im Buch zu Wort kämen. Aber die Motivation, das Buch zu schreiben, sei gewesen, auch die betroffenen Menschen zu Wort kommen zu lassen, ihre Motive zu ergründen, so die Autorin auf eine Frage aus dem Publikum. Und offenbar hat sie damit einen Nerv getroffen, denn der Andrang zur Präsentation war sehr groß.