Glawischnig, die Kunstfigur wider Willen
Die Ex-Grünen-Chefin rechnet mit Kritikern ab.
Im Mai 2017 gab Eva Glawischnig-Piesczek die Führung der Grünen ab, um ein knappes Jahr später beim Glücksspielkonzern Novomatic einzusteigen. Ein Schritt, der ihr von Parteikollegen und Politkonkurrenten Kritik einbrachte – und die Mutmaßung, sie täte es des Geldes wegen. Stimmt nicht, kontert die 49-Jährige nun im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Sie verdiene als Leiterin der Stabstelle für Nachhaltigkeitsmanagement weniger denn als Politikerin: „Geld hat in meinem Leben nie eine entscheidende Rolle gespielt.“
Angesprochen auf den Wiener Grünen David Ellensohn, der sich über ihren neuen Job mokiert hatte („Mir tun alle Menschen leid, die mit so etwas Geld verdienen müssen“), konterte sie: „Solche Aussagen sind natürlich gezielter Populismus.“Nachsatz: „Meine Entscheidung mag für jemanden, der glaubt, mit Verboten Probleme lösen zu können, schwer nachvollziehbar sein.“Dabei habe die Einführung des Automatenverbots Wien so viele illegale Spielstätten wie nie zuvor beschert – „auch dank Ellensohn“.
Den Unmut über ihren beruflichen Wechsel erklärt sie sich damit, dass er für viele „auch ein Abschied von Eva Glawischnig als Kunstfigur“war. Sie sei als Bundessprecherin Projektionsfläche einer ganzen Bewegung gewesen, tatsächlich aber „als Persönlichkeit vielschichtiger, als es öffentlich sichtbar war“. Glawischnig selbst stört die Art, wie derzeit Politik gemacht werde: „Viele Politiker sehen es vor allem als ihre Aufgabe an, mit Ängsten, Stimmungen und Feindbildern Debatten am Laufen zu halten.“(hell)