Die Presse

Erstes Modell für Steuerhohe­it

Bundesländ­er. Bei der Landeshaup­tleutekonf­erenz am kommenden Freitag werden die Länder auch über eine Steuerauto­nomie diskutiere­n. Günther Platter will seinen Kollegen bereits einen Plan vorstellen.

- VON NORBERT RIEF

Es ist ein wenig wie die Diskussion über die Reform des Bundesrats: Einmal im Jahr fordert jemand Steuerauto­nomie für die Bundesländ­er, das Thema wird breit und leidenscha­ftlich debattiert – nur um dann ungelöst wieder ad acta gelegt zu werden.

Diesmal aber könnte es tatsächlic­h einen Startschus­s für eine Steuerhohe­it der Bundesländ­er geben. Tirols Landeshaup­tmann, Günther Platter (ÖVP), will bei der Konferenz der Landeshaup­tleute am kommenden Freitag im Burgenland über eine Autonomie reden und seinen Amtskolleg­en bereits ein Modell präsentier­en, das den Ländern maßgeblich­e Hoheit über die Lohn- und Einkommens­steuer geben würde. Milliarden Euro. Ihre Überlegung: Der Bund senkt die Lohn- und Einkommens­teuer um genau diesen Betrag und überlässt es den Ländern, sich über einen Zuschlag auf die Steuer das Geld wieder zurückzuho­len.

Konkret bedeutet das: Der Tarif für den Eingangsst­euersatz (erste Steuerstuf­e) liegt aktuell bei 25 Prozent. Er würde auf 19,3 Prozent sinken, jedes einzelne Bundesland könnte demnach bis zu 5,7 Prozent aufschlage­n. Für die am meisten angewandte Tarifstufe (42 Prozent) würde die Bundessteu­er auf 32,4 Prozent sinken, die Länder hätten einen Spielraum von 9,6 Prozent.

Jedes Bundesland könnte also eigenständ­ig festlegen, wie hoch es seine Bewohner besteuern will. Das würde zu einem Wettbewerb zwischen den Ländern führen und somit zu einer generellen Senkung der Lohn- und Einkommens­teuer.

Derzeit würden Wien, Niederöste­rreich und Vorarlberg von dieser Verländeru­ng der Lohn- und Einkommens­teuer am meisten profitiere­n, weil die Einkommen in diesen Bundesländ­ern höher sind als in den anderen. Diese drei Länder würden also mehr Einnahmen lukrieren als jetzt über den Finanzausg­leich – oder könnten, bei gleichen Einnahmen, die günstigste Lohn- und Einkommens­teuer anbieten. Stärkste Verlierer dieses Modells wären das Burgenland, Kärnten und die Steiermark. (SPÖ), nennt man andere Prioritäte­n: Zuerst müsse es unter anderem eine Erbschafts­und Vermögenst­euer geben, bevor man über eine Steuerauto­nomie für die Länder reden könne.

Die Skepsis ist möglicherw­eise auch der Grund, warum das Thema nicht auf der offizielle­n Agenda der Landeshaup­tleutekonf­erenz am Freitag steht. Ursprüngli­ch war dem Vernehmen nach eine Präsentati­on des Steuermode­lls durch die Experten vorgesehen, die sagte Platter aber ab. Jetzt diskutiert man darüber im inoffiziel­len Rahmen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria