Kampf um Kosovos Beitritt zu Interpol
Balkan. Serbien will verhindern, dass der Kosovo in internationale Polizeiorganisation aufgenommen wird. Bei der nächsten Versammlung wird neuer Interpol-Chef gewählt.
Er könne nicht viel mehr tun, als Chinas Behörden zu „ermuntern“, Informationen über den Aufenthaltsort und „Status“des bisherigen Interpol-Präsidenten Meng Hongwei zu liefern. Das sagte der Generalsekretär der internationalen Kriminalpolizei-Organisation Interpol, Jürgen Stock, nun zum Verschwinden Mengs während einer Chinareise. Chinas Behörden hatten Meng im September wegen angeblicher Bestechung festgenommen.
Die Kür eines Nachfolgers für Meng steht im Mittelpunkt der bis Mittwoch tagenden 87. Generalversammlung von Interpol in Dubai. An ihr nehmen mehr als 1000 Delegierte aus 192 Mitgliedsstaaten teil. Die Niederungen der Politik spielen auch bei der möglichen Erweiterung von Interpol eine wichtige Rolle. Mit Spannung fiebern die Regierungen in Belgrad und Prishtina der für heute, Dienstag, geplanten Abstimmung über den Interpol-Beitritt des Kosovo entgegen. Serbien wehrt sich verbissen gegen die Aufnahme seiner seit 2008 unabhängigen Provinz.
Zwei Drittel der MitgliederStimmen sind für den Beitritt zu Interpol nötig, um den sich außer Kosovo auch die Pazifikinseln Kiribati und Vanuatu bemühen. Seit Monaten üben sich Prishtina und Belgrad in millionenschweren Lobby-Anstrengungen, um den Interpol-Beitritt zu ermöglichen beziehungsweise zu verhindern.
Serbien befürchtet, nach Interpol könnten auch andere internationale Organisationen den Kosovo aufnehmen. Es verweist auf die Interpol-Statuten, denen zufolge nur UN-Mitglieder aufgenommen wer- den könnten. Innenminister Nebojsaˇ Stefanovic´ warnt, Prishtina werde „tausende“serbische Veteranen des Kosovokriegs auf die Interpol-Fahndungsliste setzen. In der Vergangenheit war es Serbien, das Kosovos früheren UC¸K-Kommandanten mit Hilfe von InterpolHaftbefehlen bei Auslandsreisen kurzfristige Zwangsaufenthalte in der Fremde bescherte.
Prishtina wiederum führt einen verbesserten Kampf gegen die organisierte Kriminalität in der Region für den anvisierten Interpol-Beitritt ins Feld – ein Argument, dem sich auch Staaten, die dem Kosovo bisher die Anerkennung versagen, nicht verschließen können. Denn um die Kooperation der oft hilflos wirkenden Gesetzeshüter der Region ist es im Kampf gegen grenzüberschreitend operierende Drogenclans, Auftragskiller und Schlepperbanden auf dem Balkan alles andere als gut bestellt.