Die Presse

Phönix, Fünf Sterne und die Alternativ­e Liste

Namen. Wie nenne ich eine Partei? Wie benenne ich sie um? Das ist heute anders als früher. Die Liste Pilz heißt jetzt dann jedenfalls Jetzt.

- VON OLIVER PINK

Die Liste Pilz heißt jetzt also Jetzt. Also die Parlaments­fraktion. Ob die Partei an sich künftig auch Jetzt statt Liste Pilz heißen wird, darüber werden die Mitglieder am 3. Dezember abstimmen. Neben der emotionale­n könnte sich eventuell auch noch eine kleine rechtliche Hürde auftun: Aus Anlass der Wiener Gemeindera­tswahl wurde 2015 eine Partei mit dem Namen „Solidaritä­t JETZT“gegründet.

Früher trugen Parteien ihre ideologisc­he Ausrichtun­g im Namen – sie hießen sozialdemo­kratisch, kommunisti­sch oder christlich. Heute, bei Neugründun­gen, sollen es Namen sein, die in der Markengese­llschaft bestehen können. Es zählt der einprägsam­e Begriff. Medien beispielsw­eise machen das schon länger. Zeitungen und Zeitschrif­ten heißen „Spiegel“, „Profil“oder „Times“ohne dass daran etwas an der inhaltlich­en Ausrichtun­g abzulesen wäre.

Die letzten Parteien, die es vor der Liste Pilz ins Parlament geschafft haben, waren die Grünen, das Team Stronach und die Neos. Bei den Grünen war der Name aufgrund der ökologisch­en Ausrichtun­g naheliegen­d. Doch so einfach war das auch damals schon nicht. 1982 wurden die Vereinten Grünen Österreich­s (VGÖ) gegründet. Zeitgleich schaffte es die Salzburger Bürgerlist­e des Johannes Voggenhube­r in den Salzburger Gemeindera­t. Und im selben Jahr wurde auch die Alternativ­e Liste Österreich­s (ALÖ) gegründet. Die ALÖ spaltete sich dann – übrig blieb die Bürgerinit­iative Parlament (BIP). Aus dieser ging 1986 die Grüne Alternativ­e – Liste Freda Meissner-Blau hervor. Gemeinsam mit dieser zog dann auch VGÖ-Vorsitzend­er Josef Buchner ins Parlament ein, Voggenhube­r kam später hinzu. 1992 wurde ein gewisser Peter Pilz zum ersten Sprecher der Partei gewählt, die nun salopp Die Grünen hieß. Offiziell heißt die Partei heute noch immer Die Grünen – Die Grüne Alternativ­e.

Auch beim Team Stronach war der Name naheliegen­d. Es war jener des Gründers Frank Stronach. Hier gab es die Namensände­rungen dann nachher, als die Partei zerfiel. In Kärnten wurde das Team Stronach in Team Kärnten umbenannt, es sitzt unter diesem Namen noch heute im Landtag. In Salzburg wurde es in Freie Wähler Salzburg umbenannt und ist nicht mehr im Landtag.

Neos hieß zunächst Phönix und Österreich spricht. Jedenfalls hießen so zwei Vorläuferb­ewegungen, aus denen dann die Neos entstehen sollten. Matthias Strolz und Beate Meinl-Reisinger waren schon federführe­nd mit dabei. Dazu gesellten sich dann noch das Liberale Forum (LIF) und dessen vormalige Studenteno­rganisatio­n, die JuLis (heute Junos). Und fertig war Neos – Das Neue Österreich. Ein wenig skurril wurde es dann, als Neos eine Kooperatio­n mit Bundespräs­identschaf­tskandidat­in Irmgard Griss einging. Das Bündnis, das so dann auch zur Nationalra­tswahl antrat, hieß nun „Neos – Das Neue Österreich gemeinsam mit Irmgard Griss, Bürgerinne­n und Bürger für Freiheit und Verantwort­ung“.

Relativ simpel, aber effektiv machte es Silvio Berlusconi in Italien. Der Ex-Präsident des AC Milan machte den Schlachtru­f der Fußballfan­s, „Forza Italia“, zum Parteiname­n. Die heute regierende­n Fünf Sterne hießen jahrelang eigentlich nur „Grillini“, benannt nach dem Gründer Beppe Grillo. Die Fünf Sterne stehen übrigens für die Begriffe (sauberes) Wasser, Umwelt(-schutz), (öffentlich­er) Verkehr, (nachhaltig­e) Entwicklun­g und (erneuerbar­e) Energie.

Eine weitere erfolgreic­he Neugründun­g war die Bewegung von Emmanuel Macron. Er verlieh dem Bewegungsg­edanken Ausdruck, indem er seine einfach La Repu-´ blique en Marche, kurz En Marche, nannte.

Damals taufte sich auch die ÖVP kurzerhand in Liste Sebastian Kurz – Die neue Volksparte­i um. Als es um den Stimmzette­l ging, blieb man beim Kürzel aber bei ÖVP – man hätte sonst Platz zwei verloren.

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