Phönix, Fünf Sterne und die Alternative Liste
Namen. Wie nenne ich eine Partei? Wie benenne ich sie um? Das ist heute anders als früher. Die Liste Pilz heißt jetzt dann jedenfalls Jetzt.
Die Liste Pilz heißt jetzt also Jetzt. Also die Parlamentsfraktion. Ob die Partei an sich künftig auch Jetzt statt Liste Pilz heißen wird, darüber werden die Mitglieder am 3. Dezember abstimmen. Neben der emotionalen könnte sich eventuell auch noch eine kleine rechtliche Hürde auftun: Aus Anlass der Wiener Gemeinderatswahl wurde 2015 eine Partei mit dem Namen „Solidarität JETZT“gegründet.
Früher trugen Parteien ihre ideologische Ausrichtung im Namen – sie hießen sozialdemokratisch, kommunistisch oder christlich. Heute, bei Neugründungen, sollen es Namen sein, die in der Markengesellschaft bestehen können. Es zählt der einprägsame Begriff. Medien beispielsweise machen das schon länger. Zeitungen und Zeitschriften heißen „Spiegel“, „Profil“oder „Times“ohne dass daran etwas an der inhaltlichen Ausrichtung abzulesen wäre.
Die letzten Parteien, die es vor der Liste Pilz ins Parlament geschafft haben, waren die Grünen, das Team Stronach und die Neos. Bei den Grünen war der Name aufgrund der ökologischen Ausrichtung naheliegend. Doch so einfach war das auch damals schon nicht. 1982 wurden die Vereinten Grünen Österreichs (VGÖ) gegründet. Zeitgleich schaffte es die Salzburger Bürgerliste des Johannes Voggenhuber in den Salzburger Gemeinderat. Und im selben Jahr wurde auch die Alternative Liste Österreichs (ALÖ) gegründet. Die ALÖ spaltete sich dann – übrig blieb die Bürgerinitiative Parlament (BIP). Aus dieser ging 1986 die Grüne Alternative – Liste Freda Meissner-Blau hervor. Gemeinsam mit dieser zog dann auch VGÖ-Vorsitzender Josef Buchner ins Parlament ein, Voggenhuber kam später hinzu. 1992 wurde ein gewisser Peter Pilz zum ersten Sprecher der Partei gewählt, die nun salopp Die Grünen hieß. Offiziell heißt die Partei heute noch immer Die Grünen – Die Grüne Alternative.
Auch beim Team Stronach war der Name naheliegend. Es war jener des Gründers Frank Stronach. Hier gab es die Namensänderungen dann nachher, als die Partei zerfiel. In Kärnten wurde das Team Stronach in Team Kärnten umbenannt, es sitzt unter diesem Namen noch heute im Landtag. In Salzburg wurde es in Freie Wähler Salzburg umbenannt und ist nicht mehr im Landtag.
Neos hieß zunächst Phönix und Österreich spricht. Jedenfalls hießen so zwei Vorläuferbewegungen, aus denen dann die Neos entstehen sollten. Matthias Strolz und Beate Meinl-Reisinger waren schon federführend mit dabei. Dazu gesellten sich dann noch das Liberale Forum (LIF) und dessen vormalige Studentenorganisation, die JuLis (heute Junos). Und fertig war Neos – Das Neue Österreich. Ein wenig skurril wurde es dann, als Neos eine Kooperation mit Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard Griss einging. Das Bündnis, das so dann auch zur Nationalratswahl antrat, hieß nun „Neos – Das Neue Österreich gemeinsam mit Irmgard Griss, Bürgerinnen und Bürger für Freiheit und Verantwortung“.
Relativ simpel, aber effektiv machte es Silvio Berlusconi in Italien. Der Ex-Präsident des AC Milan machte den Schlachtruf der Fußballfans, „Forza Italia“, zum Parteinamen. Die heute regierenden Fünf Sterne hießen jahrelang eigentlich nur „Grillini“, benannt nach dem Gründer Beppe Grillo. Die Fünf Sterne stehen übrigens für die Begriffe (sauberes) Wasser, Umwelt(-schutz), (öffentlicher) Verkehr, (nachhaltige) Entwicklung und (erneuerbare) Energie.
Eine weitere erfolgreiche Neugründung war die Bewegung von Emmanuel Macron. Er verlieh dem Bewegungsgedanken Ausdruck, indem er seine einfach La Repu-´ blique en Marche, kurz En Marche, nannte.
Damals taufte sich auch die ÖVP kurzerhand in Liste Sebastian Kurz – Die neue Volkspartei um. Als es um den Stimmzettel ging, blieb man beim Kürzel aber bei ÖVP – man hätte sonst Platz zwei verloren.