Die Presse

Der Tod des Drogenboss­es

Mexiko. H´ector Beltr´an Leyva, berüchtigt­er letzter Anführer des von Brüdern geführten Beltr´an-Leyva-Kartells, ist in einem Spital nahe der Hauptstadt an Herzinfark­t gestorben.

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In Tijuana an der Grenze Mexiko/USA sind bis zum Wochenende indes Berichten zufolge schon mehr als 10.000 Migranten der früheren Karawanen gestrandet, wo sie teils in einer Sportanlag­e lagern, teils in Herbergen und mittlerwei­le schon in wilden Camps lagern. Die Stimmung in der Großstadt ist in der Vorwoche jäh gegen sie umgeschlag­en, am Sonntag protestier­ten Bewohner von Tijuana offen gegen die Menschen aus Mittelamer­ika. Sie sollten sich „an die Regeln halten und legal einreisen“, hieß es, zudem machten sie die Stadt unsicher.

Das Problem wird sich jedoch über noch unabsehbar­e Zeit verschärfe­n, denn die USGrenzer behandeln pro Tag höchstens einige Dutzend (zuletzt war die Rede von etwa 60) Einwanderu­ngsfälle. Und das Recht auf Asyl wird eng gefasst: Junge Männer haben etwa kaum Chancen, heißt es. (ag.)

Wenn er und seine verbrecher­ischen Brüder jemanden töten ließen, blieb es bisweilen nicht bei Kugeln aus Pistolen und Sturmgeweh­ren, Messerstic­hen oder bisweilen einer Bombe. Feinde – ganz besonders aus den eigenen Reihen – wurden schon einmal langsam zerstückel­t, erstickt, verbrannt, gehäutet oder gekocht. Ihn aber hat ein Herzinfark­t umgebracht: Der frühere Drogenboss und Führer des Beltran-´Leyva-Kartells, Hector´ Beltran´ Leyva, ist am Sonntag (Ortszeit) in einem Krankenhau­s in Toluca nahe Mexiko City gestorben, teilte das Innenminis­terium am Montag mit. Er war 56 Jahre alt. Seit seiner Verhaftung 2014 war er im Hochsicher­heitsgefän­gnis El Altiplano nahe Toluca verwahrt worden. Dort klagte er am Sonntag über starke Schmerzen in der Brust und wurde in die Klinik gebracht, wo er während der Behandlung verschied.

Das Kartell, das unter dem Familienna­men existierte und mit Drogen, Waffen und Erpressung Geschäfte trieb, war kurzlebig: Hector´ (Spitzname „H“, im Spanischen „Hache“geschriebe­n, ausgesproc­hen „Atsche“) und seine Brüder Alfredo, Arturo, Carlos und Mario Alberto gründeten es 2008, doch schon 2009/10 begann es in viele Grüppchen zu zerfallen, nachdem zwei Brüder verhaftet und einer im Kampf mit Marineinfa­nteristen getötet worden war.

Die Brüder hatten vor 2008 dem Sinaloa-Kartell gedient, das sein Hauptgebie­t in den nördlichen und mittleren Abschnitte­n von Mexikos Pazifikküs­te hatte bzw. hat. Dessen Boss war seinerzeit Joaqu´ın „El Chapo“Guzman´ – jener Verbrecher, der 2001 und 2015 aus Gefängniss­en entkam (einmal durch einen langen Tunnel) und nach der Verhaftung 2016 in die USA gebracht wurde, wo dem 61-Jährigen nun in New York der Prozess gemacht wird. El Chapo dürfte indes gemerkt haben, dass sich mit den Brüdern eine Rivalengru­ppe im eigenen Kartell zu formieren drohte. Er soll durch Tipps an die Behörden im Jänner 2008 die Verhaftung von Alfredo Beltran-´Leyva ermöglicht haben, worauf sich dessen Brüder abspaltete­n und dem Sinaloa-Kartell den Krieg erklärten – der auch so ausgetrage­n wurde, samt Massenschi­eßereien von jeweils Dutzenden Banditen, was in einigen Dörfern zur Entvölkeru­ng durch Morde und Flucht führte.

Schon der Beginn der Fehde im Mai 2008 war extrem, als mindestens 15 Mann einem 22-jährigen Sohn El Chapos in der Garage eines Einkaufsze­ntrums in Culiacan´ auflauerte­n und ihn mit Schnellfeu­erwaffen und Gewehrgran­aten regelrecht auseinande­rschossen.

Letztlich zerfiel das Kartell der Brüder in bis zu 27 größere und kleinere Grüppchen, die sich teils noch in dessen Tradition sehen. Als Hector´ als letzter nennenswer­ter Chef 2014 von Soldaten verhaftet wurde, waren die Umstände besonders: Es war am helllichte­n Tag in einem Meeresfrüc­hterestaur­ant in der Stadt Guanajuato, wo er mit einem lokalen Unternehme­r namens German´ Goyenecha speiste, der auch als Bürgerrech­tsaktivist und Politiker der Grünen aktiv war und als Finanzier der Bande gilt. Diese hatte vorübergeh­end Kontakte bis in Regierungs­kreise geschaffen – und die Zweigstell­e von Interpol in Mexiko City infiltrier­t. (wg)

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