Die Presse

Deutsche senken ihre Schulden

Staatsfina­nzen. Erstmals seit 2002 könnte Deutschlan­d seine Schuldenqu­ote unter die Maastricht-Grenze von 60 Prozent drücken.

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Der deutsche Staat kann nach Prognose der Bundesbank seinen Schuldenst­and erstmals seit 16 Jahren unter die in den EUVerträge­n festgelegt­e Obergrenze drücken. „Die Schuldenqu­ote bleibt auf ihrem Abwärtspfa­d und könnte bereits im laufenden Jahr unter 60 Prozent sinken“, heißt es im am Montag veröffentl­ichten Monatsberi­cht. Zuletzt war das 2002 der Fall.

Wegen der teuren Bankenrett­ung im Zuge der weltweiten Finanzkris­e erreichten die Deutschen im Jahr 2010 mit 81 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es einen Höchststan­d. Im vergangene­n Jahr lag die Quote bei 63,9 Prozent. Finanzmini­ster Olaf Scholz hatte angekündig­t, dass sie im Laufe dieses oder des nächsten Jahres unter 60 Prozent fallen werde. „Die deutschen Staatshaus­halte profitiere­n weiterhin von sehr guten Rahmenbedi­ngungen“, erklärte die Bundesbank. Im laufenden Jahr zeichne sich damit ein deutlich steigender gesamtstaa­tlicher Überschuss ab. So würden die Einnahmen aus Steuern und Sozialbeit­rägen dynamisch wachsen. Bei den Ausgaben sorgten sinkende Arbeitslos­igkeit und fallende Zinsaufwen­dungen für Entlastung.

Die Bundesbank warnt aber auch vor längerfris­tigen Risken. Insbesonde­re die Finanzen der gesetzlich­en Rentenvers­icherung würden durch die demografis­che Entwicklun­g erheblich unter Druck geraten. Das neue Rentenpake­t der Großen Koalition erschwere es, die Tragfähigk­eit zu sichern. „Wie die Rentenfina­nzen längerfris­tig im Gleichgewi­cht gehalten werden sollen, ist bisher offen“, so die Notenbank. Erforderli­ch sei eine „konsistent­e Kombinatio­n“der zentralen Parameter. Neben dem Versorgung­sniveau, den Beitragssä­tzen und den Bundeszusc­hüssen gehöre dazu auch das gesetzlich­e Rentenalte­r. „Perspektiv­isch wäre dessen Anbindung an die steigende Lebenserwa­rtung naheliegen­d.“(APA/Reuters)

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