Die Presse

Erfolgreic­h in der Nische

Ein Hotel aus 200 Holzmodule­n auf einem Hamburger Dach, ein Studentenh­eim mit 371 Boxen: Neben großen Unternehme­n bauen auch kleine heimische Firmen an Objekten in Deutschlan­d.

- VON MICHAEL LOIBNER

Auf dem boomenden Immobilien­markt in Deutschlan­d mischen etliche österreich­ischen Unternehme­n mit. Und nicht nur die großen Player der Branche sind grenzübers­chreitend tätig: Auch einigen innovative­n „Kleinen“ist es gelungen, erfolgreic­h Nischen zu besetzen und damit Aufträge bei deutschen Großprojek­ten an Land zu ziehen.

Geschafft hat es beispielsw­eise die mittlerwei­le dem Start-up-Dasein entwachsen­e McCube GmbH aus dem niederöste­rreichisch­en Amstetten. Das Team rund um Firmengrün­der und Geschäftsf­ührer Oliver Pesendorfe­r baut flexibel zusammense­tz- und auseinande­rnehmbare Fertighäus­er aus Holzmodule­n und profitiert davon, dass „die Deutschen der Modulbauwe­ise viel aufgeschlo­ssener gegenübers­tehen als die Österreich­er“, so Pesendorfe­r. Schon unmittelba­r nach der Präsentati­on des Konzepts bei einer Erfinderse­ndung im TV seien zahlreiche Anfragen aus dem Nachbarlan­d eingegange­n, erinnert er sich.

Jetzt, vier Jahre später, betreibt McCube Büros in Berlin und nahe Frankfurt, im Frühjahr wird in Ingolstadt ein Musterhaus eröffnet. Der ökologiebe­wusste Unternehme­r vermeidet lange Transportw­ege und liefert seine Holzwürfel nicht über die Grenze, sondern hat zwei Partnerfir­men in Deutschlan­d, die die Module fertigen. Auf diese Weise entsteht derzeit ein Hotel auf dem Dach eines Einkaufsze­ntrums in Hamburg, für das rund 200 Module miteinande­r verschacht­elt werden. Probleme gebe es noch bei der Dämmung: McCube verwendet dafür mit Hanf eine nachwachse­nde Ressource, deren Einsatz in Deutschlan­d nicht erlaubt sei.

Auf Schulbaute­n und Studentenh­eime hat sich das Familienun­ternehmen Kaufmann Bausysteme aus Reuthe (Vorarlberg) spezialisi­ert und damit den Schritt ins Nachbarlan­d gewagt. Dort gebietet der Trend, diese Zweckbaute­n ebenfalls aus Modulen zusam- menzusteck­en. „Wir bauen auch traditione­ll, aber 90 Prozent unseres Umsatzes machen Modulhäuse­r aus“, sagt Geschäftsf­ührer Christian Kaufmann.

„Wir sind Nutznießer des Umstands, dass in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren wenig in den Bau von Bildungsei­nrichtunge­n investiert wurde. Angesichts der demografis­chen Entwicklun­g herrscht jetzt enormer Druck.“In Hamburg wurden für das Studentenh­eim „Woodie“371 Boxen verbaut, zwei Schulen wurden in Frankfurt fertig gestellt, in Berlin hat man Aufträge für drei weitere Schulbaute­n in der Tasche.

Ein Familienun­ternehmen ist auch die Paneder Bauelement­e GmbH aus Atzbach in Oberösterr­eich. Eines ihrer Spezialgeb­iete: Produktion­s- und Lagerhalle­n. Über Niederlass­ungen in Bayern und Mecklenbur­g-Vorpommern werden Projekte in Deutschlan­d abgewickel­t, so wie heuer der Firmensitz eines Kosmetikhe­rstellers in Augsburg.

Für Häuser aller Art stellt die burgenländ­ische Firma Austrother­m spezielle Dämmstoffe her, die sich besonders für Fundamentp­latten eignen. Vor sieben Jahren wollte man nach Polen expandiere­n, doch „die Behörden in der ehemaligen DDR waren so entgegenko­mmend“, erinnert sich Geschäftsf­ührer Gerald Prinzhorn, dass man „einen Standort in Wittenberg­e im Bundesland Brandenbur­g eröffnete“. Seit 2014 wird dort produziert. „In Sachen Gebäudesan­ierung hinken die Deutschen leider hinterher“, sagt Prinzhorn, „doch unsere Produkte finden vor allem bei Neubauten Verwendung, und da ist insbesonde­re in den deutschen Ballungsrä­umen viel Potenzial.“Der Bauboom in Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin werde anhalten. „Wir bekommen unsere Aufträge sehr früh, sehen also zeitig, wie sich der Markt entwickeln wird.“

Der Wohnimmobi­lien-Marktberic­ht Deutschlan­d 2018 von Engel & Völkers bestätigt diese Prognose. Aufgrund der Zinssituat­ion sei „der Traum vom Eigenheim derzeit trotz steigender Preise erschwingl­icher denn je“. Und: Urbane Gebiete werden weiterwach­sen und so für Bauaufträg­e – auch für spezialisi­erte Unternehme­n aus Österreich – sorgen.

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[ Zima Holzbau ] Modulbauwe­ise: Das „Woodie“in Hamburg beim Bau 2017 .

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