Die Presse

Ein Gipfel im Bannvon Weltkrisen

G20. Das Treffen der wichtigste­n Wirtschaft­smächte steht im Schatten der russisch-ukrainisch­en Spannungen. Der saudische Kronprinz versucht sein internatio­nales Comeback.

- VON WIELAND SCHNEIDER

Wien/Buenos Aires. Einen großen Wurf hat sich im Vorfeld niemand erwartet. Falls sich die Teilnehmer des G20-Gipfels überhaupt auf ein gemeinsame­s Kommunique´ einigen sollten, so werde dieses eher allgemein gehalten und zahnlos sein, hieß es von Diplomaten. Es ist nicht einfach, dass die Staatsund Regierungs­chefs der 20 wichtigste­n Industries­taaten einen gemeinsame­n Nenner finden. Umso wichtiger sind die bilaterale­n Verhandlun­gen am Rand des Treffens im argentinis­chen Buenos Aires. Das Gespräch der beiden Schwergewi­chte des Gipfels, Donald Trump und Wladimir Putin, wurde von den USA zunächst abgesagt – wegen des russischen Verhaltens gegenüber der Ukraine. Später gab der Kreml bekannt, dass es doch ein „kurzes spontanes Treffen“der beiden Präsidente­n geben werde.

Die wachsenden Spannungen zwischen Moskau und Kiew sind auch eines der wichtigste­n politische­n Themen, die den Gipfel überschatt­en. erklärte. Russland verlegt weitere Truppen auf die 2014 annektiert­e Krim – darunter moderne S-400-Luftabwehr­systeme.

Bisher waren die Maßnahmen beider Seiten vor allem symbolisch­er Natur. Sollte Russland aber langfristi­g die Meerenge von Kertsch blockieren und damit den Zugang der Ukraine zu ihren Häfen im Osten des Landes unterbinde­n, hätte das für Kiew wirtschaft­liche und strategisc­he Auswirkung­en. Damit könnte sich auch die militärisc­he Lage weiter zuspitzen.

Deutschlan­ds Bundeskanz­lerin, Angela Merkel, wollte in Buenos Aires mit dem russischen Präsidente­n, Wladimir Putin, über die Krise sprechen. Merkels mögliche Nachfolger­in an der CDU-Spitze, Annegret Kramp-Karrenbaue­r, brachte als mögliche Gegenmaßna­hme eine Sperre von EU- und US-Häfen für russische Schiffe aus dem Asowschen Meer ins Spiel.

Khashoggi. Immerhin wurde der Journalist im saudischen Konsulat im türkischen Istanbul umgebracht. Der Kritiker des saudischen Königshaus­es stand gleichsam unter dem Schutz Erdogans.˘ Zudem unterstütz­t die Türkei das kleine Golfemirat Katar, das im Zuge eines regionalen Machtkampf­s von Saudiarabi­en blockiert wird. UNO bezeichnet die Lage im Jemen als humanitäre Katastroph­e. Kommende Woche soll in Schweden unter der Schirmherr­schaft der UNO über eine Lösung für den Jemen verhandelt werden. Erste Weichenste­llungen könnten schon in Buenos Aires bei Gesprächen mit dem saudischen Kronprinze­n vorgenomme­n werden.

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[ AFP] Auf der Suche nach gemeinsame­n Standpunkt­en beim G20-Gipfel: Die britische Premiermin­isterin, Theresa May, Frankreich­s Präsident, Emmanuel Macron, und ihre europäisch­en Kollegen bereiten sich auf ein Gruppenfot­o vor.

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