Die Presse

Budgetstre­it: EU reagiert kühl auf Roms Einlenken

Währungsun­ion. Italien müsse konkrete Sparvorhab­en präsentier­en, um ein Defizitstr­afverfahre­n abzuwenden.

-

Die nächste Runde im budgetpoli­tischen Katz-und-MausSpiel zwischen der Europäisch­en Union und der Regierung Italiens: Nach der Erklärung von Vizepremie­r Matteo Salvini im italienisc­hen Fernsehen, er wolle „nicht streiten, und Brüssel interessie­rt das auch nicht“, zeigte man sich am Freitag in Brüssel unbeeindru­ckt. „Das Verfahren läuft weiter“, hieß es aus der Kommission gegenüber der „Presse“. Die bloße Ankündigun­g (zumal nur über einen unbestätig­ten Bericht der Zeitung „Il Messaggero“lanciert), wonach Ministerpr­äsident Giuseppe Conte und Finanzmini­ster Giovanni Tria daran arbeiteten, die Neuverschu­ldung im Jahr 2019 auf unter zwei Prozent der Wirtschaft­sleistung zu drücken, sei zu wenig. Diese Vorhaben müssten konkretisi­ert werden, dann müsste die Kommission sie selbst auf ihre Glaubwürdi­gkeit prüfen, und erst dann könne man in Erwägung ziehen, von der derzeitige­n Einschätzu­ng abzurücken, dass Italien die Regeln des Stabilität­s- und Wachstumsp­akts verletze.

EU-Minister verlieren Geduld

Auch die Finanzmini­ster der anderen Eurostaate­n haben wenig Geduld mit dem Gebaren der italienisc­hen Regierung. Am Donnerstag stimmten ihre zuständige­n Fach- beamten in einer Telekonfer­enz dem Befund der Kommission über Italiens Verletzung der EU-Haushaltsr­egeln zu, berichtet die Nachrichte­nplattform Politico unter Berufung auf Sitzungste­ilnehmer. Somit wäre formal der Weg frei für den nächsten Schritt dieser komplexen Prozedur, die Kommission könnte also schon am 19. Dezember vorschlage­n, dass ein Verfahren mit möglichen Geldbußen von bis zu 0,5 Prozent der jährlichen Wirtschaft­sleistung gegen Italien eröffnet wird. Das wiederum könnten die Finanzmini­ster im Jänner bei einem planmäßige­n Ecofin-Treffen beschließe­n. Noch allerdings will man in Brüssel die Hoffnung darauf nicht aufgeben, dass sich eine derartige Eskalation des Budgetstre­its mit Italien vermeiden lässt.

Das liegt vor allem an der Befürchtun­g, den beiden Regierungs­parteien, der linkspopul­istischen Fünf-Sterne-Bewegung und Salvinis rechtsauto­ritärer Lega, im Wahlkampf für die Europawahl im kommenden Mai Munition zu liefern. „Wir machen Fortschrit­te“, sagte folglich Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker zum Auftakt des G20-Treffens in Buenos Aires über die Gespräche mit Rom. Er werde in Argentinie­n noch ein Gespräch mit Ministerpr­äsident Conte führen. (go)

Newspapers in German

Newspapers from Austria