Die Presse

Kann Österreich wirklich die Welt retten?

Der Schlüssel für Klimastrat­egien liegt nicht unbedingt in Europa.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ie kommende Klimakonfe­renz in Kattowitz hätte eigentlich schon in dieser Woche abgehalten werden können. In Buenos Aires. Dort sitzen nämlich gerade die „Dirty Twenty“bei ihrer G20-Konferenz zusammen. Diese 20 wichtigste­n Industriel­änder sind für rund 85 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwort­lich. Was immer auch die anderen machen: Der Schlüssel zu jeder Klimastrat­egie liegt bei diesen Großemitte­nten.

Genau genommen bei einem. Das sieht man sehr schön, wenn man den CO2Ausstoß in Relation zum BIP setzt – und damit ein Maß dafür erhält, wie klimafreun­dlich gewirtscha­ftet wird: Die EU erwirtscha­ftet 21,7 Prozent des Welt-BIPs, verursacht aber nur elf Prozent des globalen CO2-Ausstoßes. Auch die USA des Klimawande­lleugners Donald Trump sind mit 16 Prozent CO2-Anteil bei 24,6 Prozent des Welt-BIPs gut unterwegs.

Und jetzt kommen wir zu China: Dessen Anteil am CO2-Ausstoß liegt bei stolzen 28,2 Prozent – bei nur 15,2 Prozent BIP-Anteil. Dort fahren ja wegen des hohen Braunkohle­anteils selbst Elektroaut­os de facto mit Kohleantri­eb.

Österreich­s CO2-Ausstoß-Anteil beträgt übrigens 0,2 Prozent. Selbst wenn wir jegliche wirtschaft­liche Tätigkeit einstellen, kompensier­t das lediglich den Zuwachs der Emissionen in China von vier Monaten.

Hier werden wir die Welt also nicht retten. Das sollte man, bei aller Wichtigkei­t weiterer emissionsm­indernder Maßnahmen im Auge behalten, wenn wieder einmal wirtschaft­sschädlich­es Gold Plating versucht wird.

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