„Junge Bevölkerung bringt Potenzial“
Interview. Technologie, Banken, Genussmittel: Branchen wie diese hält Dave Dudding von Columbia Threadneedle für aussichtsreich. Vor allem in Schwellenländern steige die Nachfrage.
Die Presse: Herr Dudding, die teils arg gebeutelten Technologieaktien spielen im Threadneedle (Lux) Global Focus Fund eine große Rolle. Werden Sie demnächst umschichten? Dave Dudding: Keinesfalls, wir bleiben zuversichtlich. Denn viele Firmen müssen in ihre IT-Infrastruktur laufend investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. Auch die Nachfrage nach Cloud-Diensten wächst. Dabei handelt es sich um virtuelle Datenspeicher, die etwa von Microsoft oder Amazon angeboten werden. So müssen Unternehmen sich nicht selbst um ihre Datenspeicherung kümmern und sparen Geld.
Allerdings steigt die Inflation und damit auch der Leitzins, allen voran in den USA. Wie wirkt sich dieses Umfeld auf den Technologiesektor aus? Steigende Zinsen verteuern zwar die Kapitalkosten für Unternehmen. Wir rechnen aber weiterhin mit einem moderaten Weltwirtschaftswachstum. Damit dürfte sich der Preisauftrieb in Grenzen halten, zumal das Internet deflationäre Auswirkungen hat. Viele Produkte können dort verglichen und zunehmend günstiger gekauft werden.
In China wächst die Sorge über einen Konjunkturabschwung, was auch die Finanzbranche treffen könnte. Dennoch ist der chinesische Lebensversicherer AIA Teil des Fonds. Weshalb? Ohne ausreichenden Versicherungsschutz kann eine schwere Krankheit rasch in die Armut führen. Deshalb ist eine Lebensversicherung meist das Letzte, an dem gespart wird. Mit dem wachsenden Mittelstand in China steigt auch die Zahl der Abschlüsse, wobei AIA in ganz Asien wächst. Zudem ist in vielen dieser Länder die Bevölkerung sehr jung, das bietet eine Menge Potenzial.
Zu den größten Fondspositionen zählt weiters British American Tobacco. Was reizt an dem In- vestment, zumal Rauchen immer mehr eingeschränkt wird? Das Unternehmen ist ebenfalls in den Schwellenländern gut positioniert, die Produktpalette wurde zum Beispiel mit E-Zigaretten breiter aufgestellt. Allerdings gibt es regulatorische Risken. Demnächst könnte etwa in den USA ein Verbot von Mentholzigaretten drohen, das hat sich jüngst negativ auf die Aktie ausgewirkt.
Zuletzt sind Sie mit Pernod Ricard ein weiteres Mal in die Welt der Genussmittel eingestiegen. Womit kann der französische Konzern letztendlich punkten? Pernod Ricard ist einer der weltweit größten Hersteller von Spirituosen. Marken wie Martell-Cognac, der irische Whiskey Jameson oder Absolut Vodka haben starke Marktpositionen. Zudem hält die Gründerfamilie einen Anteil am Konzern, leitet den Aufsichtsrat und Vorstand. Der Vorstandsvorsitzende hat übrigens sogar eine Barkeeper-Ausbildung.
Dennoch ist der Kampf um Marktanteile bei alkoholischen Getränken hart. Wird Pernod Ricard sich erfolgreich durchsetzen können? Auch hier bieten die Schwellenländer reichlich Potenzial. Allein in China machen importierte Spirituosen nur ein Prozent des Gesamtmarktes aus, wobei Pernod Ricard Marktanteile zulasten des chinesischen Platzhirsches Ba´ijiuˇ gewinnt. In Indien wiederum erreichen jährlich rund 24 Millionen Menschen das legale Mindestalter, um Alkohol konsumieren zu dürfen. Das bietet für die Aktie eine Menge Chancen.
startete 1999 bei Columbia Threadneedle als Aktienanalyst. Seit 2013 verwaltet er den Threadneedle (Lux) Global Focus Fund. Zuvor war der Fondsmanager bei der internationalen Holdinggesellschaft John Swire and Sons in Hongkong sowie als Finanzjournalist beim „Investors Chronicle“tätig. Dudding hat darüber hinaus das Masterstudium Europäische Politikwissenschaften an der OxfordUniversität absolviert. Diese nutzen Sie schon jetzt mit großen Positionen in Indiens Banken wie HDFC oder Kotak Mahindra. Was steckt hinter dem jahrelangen Kursanstieg bei diesen Aktien? Die Wirtschaft Indiens wächst noch immer jährlich mit gut sieben Prozent, wobei die demografische Entwicklung eine wichtige Stütze ist. Die Bevölkerung wird größer, das durchschnittliche Alter ist noch sehr niedrig. Und junge Menschen wollen ein Bankkonto haben, sie wollen sich zum Beispiel auch ein Auto kaufen oder Wohnraum schaffen. Von dem Trend profitiert vor allem der private Bankensektor.
Doch wie schafft es der Sektor, sich gegen staatliche Mitbewerber erfolgreich durchzusetzen? Der private Bankensektor hat eine Menge Spareinlagen, was eine günstige Refinanzierung bei der Kreditvergabe ermöglicht. Obendrein wächst das Internetbanking, auf das insbesondere die privaten Banken setzen. Damit sprechen sie vor allem eine junge Generation an, und das durchaus mit Erfolg.