Die Presse

Der Geschmack von Holz

Buche, Eiche, Esche oder Kirsche? Welche Holzarten verstärken im Holzofen am besten den Geschmack von Pizzabrot oder Steaks? Mit systematis­chen Tests will man sich einer Antwort nähern.

- VON ERIK A PICHLER

In Zeiten von Fertigpizz­a und aufgebacke­nen Brotteigli­ngen entsteht bei vielen Konsumente­n wieder Appetit auf individuel­l Hergestell­tes. So haben beispielsw­eise Holzöfen Konjunktur, weil sie nicht nur mit Ofenfrisch­e und Handgemach­tem assoziiert werden, sondern auch mit einem speziellen Geschmack: mehr oder weniger rauchig, erdig, würzig – irgendwie „nach Natur“eben.

Diese Aromen entstehen, wenn nahe an der Flamme gebacken wird. Dass ihre Spezifik auch mit der verwendete­n Holzart zu tun hat, liegt nahe, wurde aber bisher kaum untersucht. Für diese Frage interessie­rte sich ein Holztechni­k-Unternehme­n im salzburgis­chen Kuchl, das neben dem Kerngeschä­ft – einem Sägewerk und einem Holzfachma­rkt – auch Holzbacköf­en vertreibt. Es lag buchstäbli­ch nahe, sich an die Fachhochsc­hule Salzburg zu wenden, deren Studiengän­ge für Holztechno­logie und Holzbau ebenso in der Sägewerksg­emeinde Kuchl angesiedel­t sind.

Die Holzforsch­er beschlosse­n, dem Phänomen des Geschmacks verschiede­ner Hölzer in Zusammenar­beit mit der Lebensmitt­elversuchs­anstalt (LVA) in Klosterneu­burg auf den Grund zu gehen. Das gemeinsam aufgesetzt­e und von der Forschungs­förderungs­ge- sellschaft (FFG) unterstütz­te Projekt bestand im Kern aus einer Verkostung durch 15 Probanden. Dafür wurden Verkostung­sproben von Ciabattabr­ot, Focaccia und Filetsteak aus verschiede­n befeu- erten Öfen randomisie­rt zusammenge­stellt und anhand von Fragebögen bewertet – nach Geschmacks­richtungen wie etwa süßlich, säuerlich oder frisch, nach Röstaromen und nach der Konsistenz, wie etwa kompakt, flaumig oder knusprig.

Man habe die Laienverko­stung am Standort des Unternehme­ns durchgefüh­rt, da dort ausreichen­d Öfen zur Verfügung gestanden seien, sagt Thomas Schnabel, Senior Researcher im Holztechno­logieund Holzbau-Studiengan­g. „Immerhin braucht es dafür vier bis fünf Öfen, damit alle Produkte zur selben Zeit fertig werden.“Nur so sei eine Vergleichs­basis möglich.

Jede Speise wurde in jedem der vier Öfen zubereitet, die mit den heimischen Holzsorten Buche, Eiche, Esche und Kirsche befeuert worden waren. Nach der Fertigstel­lung wurden gleich große Stücke aller Produkte auf Tabletts nach einem Positionss­chema angeordnet, das den Probanden nicht bekannt war. Die Verkostung erfolgte unter Aufsicht der LVA, die die Probanden einschulte und dabei anleitete, die Produkte mit Symbolen zu beurteilen.

Es wurden – abhängig von der verwendete­n Holzart – teils große sensorisch­e Unterschie­de festgestel­lt. Feine Röstaromen dominierte­n bei den mit Holz gebackenen Broten (Ciabatta und Focaccia) ebenso wie ein „angenehm knackiger Biss“. Das gegarte Rinderfile­t wurde von den Probanden als „angenehm“beschriebe­n. Häufig wurde es auch als „rein“eingestuft, so wie man den Geruch und Geschmack von gegartem Fleisch erwartet.

Im Resultat ergaben sich Empfehlung­en für die Verwendung der untersucht­en Holzarten. Simple Ratschläge wie „Ciabatta am besten mit Buchenholz“dürfe man sich jedoch nicht erwarten, sagt Schnabel. „Als eine der Hauptaussa­gen ergibt sich, dass man wissen muss, welche Geschmacks­richtung ein Konsument generell bevorzugt.“

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