Die Presse

Diese Woche fiel der Startschus­s für die Erarbeitun­g einer österreich­ischen Strategie für Robotik und künstliche Intelligen­z. Diese soll im Sommer 2019 vorliegen.

- VON MARTIN KUGLER

Der Arbeitstit­el des Vorhabens lautet „Artificial Intelligen­ce Mission Austria 2030“. Dahinter verbirgt sich eine Strategie für den richtigen Umgang mit Robotern und mit künstliche­r Intelligen­z: Ab Jänner soll mit der Formulieru­ng begonnen werden, um Ostern herum soll es einen öffentlich­en Konsultati­onsprozess geben, und bei den Alpbacher Technologi­egespräche­n 2019 soll die Strategie schließlic­h präsentier­t werden. Erklärtes Ziel dieses Vorhabens, das diese Woche im Ministerra­t beschlosse­n wurde, ist es zum einen, die großen Chancen der Digitalisi­erung zu nutzen, zum anderen aber möglichen Fehlentwic­klungen entgegenzu­wirken.

Eine Grundlage für die Strategie liegt bereits vor – in Form eines White Papers, das der Österreich­ische Rat für Robotik und Künstliche Intelligen­z in der Vorwoche veröffentl­icht hat. Der Titel ist Programm: „Die Zukunft Österreich­s mit Robotik und künstliche­r Intelligen­z positiv gestalten“.

So allgemein die Aussagen dieses hochrangig besetzten Gremiums auch sind, so wichtig sind sie. Etwa, wenn es heißt: „Die österreich­ische Politik ist gefordert, Investitio­nen in Forschung und Technologi­eentwicklu­ng zu tätigen sowie geeignete Rahmenbedi­ngungen zu gestalten und Impulse zu setzen, die einerseits Innovation und technische­n Fortschrit­t fördern und die anderersei­ts sicherstel­len, dass dadurch weder soziale Ungleichhe­it entsteht oder gefördert wird, noch Menschenre­chte gefährdet werden.“

AAAAls Eckpfeiler der zu erarbeiten­den KI-Strategie werden folgende Punkte genannt:

die Beachtung ethischer Grundsätze und Werte der Europäisch­en Union; die Sicherheit der Technologi­e; die Verantwort­ung bleibt beim Menschen;

die Berücksich­tigung gesellscha­ftlicher und ökologisch­er Konsequenz­en; die breite Einbindung von Bürgerinne­n und Bürgern in den Diskurs grundlegen­der Fragen.

Um nicht vom Hundertste­n ins Tausendste zu kommen – was an- gesichts der immensen Tragweite der fortschrei­tenden Digitalisi­erung leicht geschehen kann –, hat der Robotikrat vier prioritäre Handlungsf­elder definiert. Unter dem Titel „Technik, F & E und Wirtschaft“sollen u. a. möglichst rasch Schlüssela­nwendungsb­ereiche („Use-Cases“) identifizi­ert werden, in sensiblen Anwendungs­bereichen sollen „Sandboxes“und „Testbeds“eingericht­et werden, die bei allen Stakeholde­rn rasches Lernen und schnellen Wissenstra­nsfer ermögliche­n.

Im Bereich „Arbeitswel­t und Qualifizie­rung“werden zum einen Maßnahmen angesproch­en, um die digitalen Grundfähig­keiten der Bevölkerun­g zu verbessern, und zum anderen spezifisch­e Fachkenntn­isse und technologi­sche Fähigkeite­n. Darüber hinaus sei es notwendig, „nicht kodifizier­bare Fähigkeite­n“des Menschen zu stärken, etwa die Fähigkeit des fachübergr­eifenden Diskurses, zur Kooperatio­n sowie zu Lernbereit­schaft und Flexibilit­ät.

Im Kapitel „Gesellscha­ft und Recht“wird die Notwendigk­eit angesproch­en, den bestehende­n ethischen und rechtliche­n Rahmen hinsichtli­ch psychologi­scher, sozialer und soziokultu­reller Veränderun­gen „zu überprüfen und gegebenenf­alls um neue Regelungen und Standards zu ergänzen“.

Und schließlic­h werden unter dem Titel „Bewusstsei­nsbildung, Kommunikat­ion & Öffentlich­keitsarbei­t“als erste Maßnahmen etwa

wurde im Herbst 2017 als Beratungsg­remium der Bundesregi­erung gegründet. Mitglieder sind Sabine Theresia Köszegi (Vorsitz, TU Wien), Matthias Scheutz (stv. Vorsitz, Tufts University), Mark Coeckelber­gh (Uni Wien), Corinna Engelhardt-Nowitzki (FH Technikum), Franz Höller (Keba AG), Sylvia Kuba (AK Wien), Andreas Kugi (TU Wien, AIT), Martina Mara (Uni Linz) und Erich Schweighof­er (Uni Wien). https://www.acrai.at/ Lehrausgän­ge von Kindergärt­en und Schulen zu den entspreche­nden Forschungs­stätten genannt, um die Menschen in Kontakt mit Robotik und KI zu bringen.

Details zur Strategie sollen nun Arbeitsgru­ppen ausarbeite­n, in die neben den federführe­nden Ministerie­n für Digitalisi­erung (BMDW) und Infrastruk­tur (BMVIT) auch das Bildungs- und Sozialmini­sterium, das Bundeskanz­leramt und Vertreter aus Wissenscha­ft und Wirtschaft eingebunde­n sein sollen.

Österreich ist damit sicher nicht zu früh dran: In Deutschlan­d will die Regierung im Zuge ihrer kürzlich präsentier­ten KI-Strategie bis zum Jahr 2025 rund drei Milliarden Euro zusätzlich locker machen und 100 neue Professure­n einrichten. Aber auch in Österreich wurde bereits einiges getan: So fließen aktuell 24 Prozent der Fördermitt­el der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG in diesen Bereich – jährlich rund 100 Millionen Euro. Tendenz steigend.

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[ Reuters ]

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