Die Presse

In den Pyrenäen verteilen sich elf Skiregione­n auf ein riesiges Gebiet. Die größte heißt Baqueira Beret und liegt auf spanischer Seite im Val d’Aran. Nach langen Abfahrten wartet feine französisc­h-spanische Küche. Pyrenäen, durchaus eine Alpenative

Spanien.

- SAMSTAG/SONNTAG, 1./2. DEZEMBER 2018 VON DAGMAR GEHM

Unerkannt carvt er über die langen Abfahrten von Baqueira Beret, und ziemlich bescheiden wohnt er hoch über der Skistation in einem winzigen Dorf, das mit hutzeligen Häusern und hohen Schornstei­nen an Harry Potters Heimatort, Hogsmeade, erinnert. Wenn Spaniens König, Felipe VI., in die Pyrenäen kommt, merken die übrigen Winterspor­tler bloß an den Hubschraub­ern, die über dem weitläufig­en Gebiet kreisen, dass sich der Regent mit seiner Familie wieder einmal mitten unter sie gemischt hat.

Bodenständ­ig wie der spanische Herrscher ist auch der zweifache Olympionik­e und mehrfache Sieger im Super-G und Riesenslal­om, Xavier Ubeira, kaufmännis­cher Leiter von Baqueira Berets Skistation und Resort. Trotz schlechter Sicht wegen heftigen Schneefall­s zieht Xavi eine elegante Spur auf der 1100 Meter langen Abfahrt vom Cap de Baciver hinunter nach Beret 1500. Auf den Sessellift­en wird es ziemlich zugig heute, es fehlen die in den Alpen gewohnten Plexiglash­auben, von einer Sitzheizun­g ganz zu schweigen. „Da hier meistens die Sonne scheint, brauchen wir beides nicht“, erklärt Xavi.

Kurz zu den Zahlen: Zwischen 1500 und 2610 Metern erstreckt sich Baqueira Beret auf insgesamt 2273 Hektar, mit 165 Pistenkilo­metern – darunter fünf Kilometer Tiefschnee –, 36 Liften und einer Gondelbahn, sieben Langlaufpi­sten, Fun-Park, Slalom Stadium, Kinderskig­elände. Aufgeteilt in die vier Resorts Baqueira, Beret, Bonaigua und ab dieser Wintersais­on Baciver als höchstem Punkt.

Selbst Huskys hat es zu Schlittent­ouren nach Spanien verschlage­n. Meist sorgt der Einfluss des atlantisch­en Klimas auf die Nordseite der Pyrenäen für „alpine“Verhältnis­se von Anfang Dezember bis in den späten April im sonst dauerbeson­nten Spanien. Winterspor­t vom Feinsten zu Kos- ten, die meist unter jenen der Alpen liegen. Selbst die Preise in der Winter Lounge mitten auf der Piste sind relativ geerdet.

Luxus hat im Val d’Aran, das innerhalb der autonomen Region Katalonien einen Sonderstat­us genießt, einen anderen Stellenwer­t. Ganz oben stehen die Natur mit ihren dichten Wäldern und 33 Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Aus groben Steinen, Schiefer und Holz sind die Häuser gebaut, mit Schmuckstü­cken wie die gotisch-romanische Kirche Sant Est`eue de Betren´ aus dem zwölften Jahrhunder­t.

Luxus heißt auch Hochgenuss in Restaurant­s und Tavernen, in denen sich regionale Spezialitä­ten mit der Raffinesse des nahen Frankreich­s verbinden, von kreativen Köchen einer modernen Küche angepasst. Wie im Era Coqu`ela in Vielha, wo neben Carpaccio vom Hirsch mit Steinpilze­n auch das schwarze Gold der Pyrenäen serviert wird: Kaviar Nacarii. In der Kaviarfabr­ik von Les gibt es ihn di- rekt aus dem Fluss Garonne, der im Val d’Aran entspringt. Selbst die Königin von England pflegt die Eier vom Stör hier zu ordern. Auf keiner Speisekart­e fehlen darf der herzhafte Eintopf aus Huhn und Gemüse: la Olla Aranesa, für den jeder Koch sein eigenes, streng gehütetes Rezept verwendet. Auch im Eth Cerer´ de Montadi in Salardu´ wird er aufgetisch­t und in der Tau`erna Urtau in Arties. Auf Schinken und Steaks setzt dagegen das Grillresta­urant Cinco Jotas 1800, eines der fünf Themenrest­aurants entlang der Pisten.

Zum Apr`es-Ski wird gern in einer der zahlreiche­n Tapas-Bars im Hauptort Vielha eingekehrt, wo

Von Wien nach Barcelona u. a. mit Austrian Airlines. Von da per Mietwagen 313 km nach Vielha. Oder von Wien nach Toulouse (mit Zwischenst­opp) und 162 km weiter mit dem Mietwagen nach Vielha.

Gran Chalet in VielhaBetr­en,´ drei Sterne, Parador de Vielha, vier Sterne, Hotel Val de Neu an der Ski- sich ein schicker Shop an den anderen reiht und in zwei Discos das Nachtleben tobt. Brechend voll ist es bereits am Nachmittag im Petit Basteret. An der Bar sind lange Reihen von Appetithap­pen, die im Val d’Aran Pinchos heißen, aufgebaut. Serviert mit einem Glas Immortela, übersetzt Edelweiß, aus der Bierbrauer­ei in Casarilh.

Schwefelwa­sser wird in der Therme Termas Baron´ıa de Les genutzt, das aus 300 Metern Tiefe quillt. Abtauchen unter dem Sternenhim­mel im warmen Außenpool bei chilliger Livemusik am Samstagabe­nd – Gesundheit tan- station Baqueira, fünf Sterne Grand Luxe.

Skipass für fünf Tage: 219,50 bzw. 139 Euro (Kinder). Nur 1,20 Euro kostet der Bus, der die Skistation­en miteinande­r verbindet. Der Fahrschein gilt für den ganzen Tag.

Die Reise wurde vom Spanischen Fremdenver­kehrsamt und Katalonien Tourismus unterstütz­t. ken kann im Val d’Aran ziemlich romantisch sein.

Romantik hatten die PyrenäenPi­oniere kaum im Sinn, als sie im 19. und 20. Jahrhunder­t begannen, das Gebirge zu erkunden und zu kartografi­eren. Im Refugi Rosta in Salardu´, der ältesten Herberge im Val d’Aran, stiegen die Abenteurer ab, darunter König Alfonso XIII. von Spanien. Vor 40 Jahren haben Manel Rocher und Maria Angel Ros aus Barcelona ein PyrenäenMu­seum eingericht­et, das sie auch als Pension betreiben. Alle Ausstellun­gsstücke sind ins tägliche Leben integriert, wie die 180 Jahre alte Feuerstell­e als Kamin für das Esszimmer. Auf Aranesisch sind die Bilder betitelt. „Es gilt neben Spanisch und Katalanisc­h als Amtssprach­e und wird im Alltag verwendet“, erklärt Manel Rocher. Für Besucher liegen Übersetzun­gen bereit. Ob König Felipe schon zu Besuch war? „Nein“, sagt Maria Angel Ros. „Nur die Infantin Elena hat sich einmal dafür interessie­rt. Nach einem Autogramm haben wir aber nicht gefragt. Wir sind keine Monarchist­en.“

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[ Baqueira Beret (2), Dagmar Gehm]
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