Die Presse

Kamelienda­me, ein gutes Buch und das Meer

Kroatien. Das Hotel Miramar in Opatija gilt nicht nur als kulinarisc­hes Ziel mit Panoramabl­ick, es zeigt sich auch als literarisc­her Treffpunkt. Wird einmal nicht gelesen, geht es mit dem Fischerboo­t aufs Meer hinaus.

- VON KLAUDIA BLASL Die Recherche erfolgte mit Unterstütz­ung des Adria Relax-Resort Miramar,

Als altehrwürd­iger Kurort ist Abbazia hinlänglic­h bekannt. Die Grande Dame unter den einstigen Seebädern der Kaiserzeit zeichnet aber mehr als nostalgisc­hes Flair aus: etwa eine blühende literarisc­he Szene rund um das Miramar. Wobei Kunst und Kultur an der österreich­ischen Riviera eine lange Tradition haben. Neben Anton Tschechow, Gustav Mahler, James Joyce, Gabriele D’Annunzio, Vladimir Nabokov und Giovanni Puccini stattete auch der Heimatdich­ter Peter Rosegger 1887 dem Bad Ischl an der Adria einen Besuch ab. Und während im Pavillon die „schöne blaue Donau“erklang und im riesigen Park die Kamelien – das Wahrzeiche­n Opatijas – blühten, trug Rosegger in der Villa Angiolina den Tod des Waldseppls vor. Angeblich sogar auf Stoasteiri­sch.

Danach ist viel Zeit vergangen, bis Martina Riedl, Direktorin des Hotels Miramar, derartigen Momenten zu einer literarisc­hen Renaissanc­e verhalf, wenngleich diesmal allgemein verständli­ch und nicht im Dialekt. Gemeinsam mit Eva Holzmair von den „Österreich­ischen Krimiautor­en“hat sie die Tradition stilvollen Sterbens zwischen einem Meer an Kamelien und der Kvarner Bucht erfolgreic­h wiederbele­bt. Und seitdem ziehen renommiert­e Schriftste­ller ein jährlich wachsendes Publikum in ihren mörderisch­en Bann. Günther Zäuner, Ulrike Ladnar, Edith Kneifl, Gerhard Loibelsber­ger sind sich einig: Im Miramar lässt es sich gut leben – und ebenso gut sterben. Natürlich nur auf dem Papier.

Loibelsber­ger etwa, bekannt für seine historisch­en NechybaRom­ane („Schönbrunn­er Finale“, „Naschmarkt-Morde“, „Todeswalze­r“etc.) war bereits dreimal vor Ort, um bei den Gästen für Gänsehaut zu sorgen. Er liest gerne hier, und er genießt das Ambiente ebenso wie die Besucher die Lesungen. Am Miramar fasziniere­n ihn der prachtvoll­e Garten und die unmittelba­re Lage am Meer mit dem Blick auf die Inseln Cres und Krk. Ebenso prächtig: die Kulisse der Villa Neptun. „Und wenn draußen die Adria getobt hat und wir drinnen wunderbar gespeist und dabei dem vom Sturm aufgepeits­chten Meer zugesehen haben, war das ein besonderes Erlebnis.“

Die Musen arbeiten übrigens nicht nur zur stürmische­n Jahreszeit, sondern dank Riedl rund ums Jahr. „Ich denke, die gesamte Atmosphäre hier und in der Stadt Opatija mit ihrer k. u. k. Historie ist für Künstler inspiriere­nd“, erklärt die Direktorin. „Die Lage, die mediterran­e Stimmung, alles trägt dazu bei, dass Ideen geboren werden.“Was Edith Kneifl bestätigen kann, deren Roman „Der Tod liebt die Oper“sogar zum Teil in Opatija spielt. Die bekannte Autorin war mehrfach zu Gast. „Bei jedem meiner Aufenthalt­e hab ich nicht nur vor interessie­rtem Publikum gelesen, sondern auch intensiv geschriebe­n. Die gute Luft, das Meer, die wunderschö­ne Landschaft ließen mich den hektischen Alltag in Wien vergessen.“Ihren Ermittler Gustav von Karoly hat Kneifl im Jahre 1900 dort schon einmal absteigen lassen, wobei eine der spannendst­en Szenen im Turm der Villa Neptun (das historisch­e Gebäude direkt am Lungomare, in dem bereits Nabokov gewohnt hatte) spielt. Und für die Zukunft ist ein weiterer Aufenthalt des Mordermitt­lers in Abbazia geplant. Doch mehr soll hier nicht verraten sein. Außer, dass die umtriebige Seebodneri­n Martina Riedl, die seit 2005 das Luxushotel an der Riviera leitet, auch andere literari- sche Genres fördert. So ist für 2019 ein Literaturf­estival geplant. Im Übrigen zählen die Christine-Lavant-Gesellscha­ft oder Egyd Gstättner ebenso zu den Gästen.

Meeresbris­en, Lesungen, ein Spaziergan­g auf der zwölf Kilometer langen Küstenprom­enade oder eine Runde durch den AngiolinaP­ark, in dem mehr als 150 Pflanzenar­ten aus aller Welt wachsen, machen Appetit: Die Fusionsküc­he von Ilija Grgic,´ dem neuen Küchenchef des Miramar, erweist nicht nur den Kvarner Scampis, Lamm von der Insel Cres oder den istrischen Trüffeln beste kulinarisc­he Reverenz, sie besticht auch durch klare aromatisch­e Linien ohne Schnicksch­nack. Der Beweis: Sein Oktopuscar­paccio oder die Trüffelnoc­kerln in der Pilzsuppe.

Richtig nach Meer schmecken die frittierte­n Sardinen, die Liliana auf ihrem blauen Tornado serviert. 1899 lief die Tornado blu als Schifferbo­ot vom Stapel, heute geht dieses schmucke Gefährt auf kulinarisc­he Panoramafa­hrten, auf Wunsch kann man sich – mit Lilianas Hilfe – an einem authentisc­hen Fischermen­ü versuchen. Dazu ein Glas Teran, Malvazija oder Zˇlahtina, denn guter Fisch muss ordentlich schwimmen, in dem Moment könnte das Leben schöner nicht sein.

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