Die Presse

Millennial­s – viel Lärm um nichts?

Studie. Wenn Millennial­s die Sinnfrage geklärt haben und wissen, wofür es sich lohnt zu arbeiten, ticken sie ganz ähnlich wie frühere Generation­en, zeigt der „Hernstein Management Report“.

- SAMSTAG/SONNTAG, 1./2. DEZEMBER 2018 Zustimmung in Prozent

Was wurde in den vergangene­n Jahren nicht über diese Generation diskutiert: über die zwischen 1980 und 1995 Geborenen, die wahlweise als Generation Y, „gen why“oder Millennial­s bezeichnet werden. Ganz anders als frühere Generation­en seien sie. Längst sind sie in höchste Führungseb­enen aufgestieg­en. Zeit, der Frage nachzugehe­n, ob diese Generation tatsächlic­h so anders tickt.

Der „Hernstein Management Report“, für den gut 1500 Führungskr­äfte aus Österreich und Deutschlan­d befragt wurden, nahm sich des Themas an und liegt nun der „Presse“exklusiv vor.

Millennial­s wie Nicht-Millennial­s unter den Führungskr­äften identifizi­eren sich vor allem mit Werten rund um Selbstbest­immung und Humanismus, worunter etwa Loyalität und Hilfsberei­tschaft subsumiert werden, und Universali­smus: Dazu zählen vor allem Gleichheit, Offenheit oder auch Verantwort­ung gegenüber der Umwelt.

Bei einzelnen Fragen der Werteskala zeigen sich allerdings signifikan­te Unterschie­de. Millennial­s bewerten Geld, Absicherun­g, Reichtum, Zeigen und Anerkennen von Leistung sowie Spaßhaben/Hedonismus höher als NichtMille­nnials. Die höhere Zustimmung von Millennial­s zu den Aspekten Spaß und Abwechslun­g

überrascht nicht – passt sie doch sehr gut zum allgemeine­n Bild einer Generation mit höheren Ansprüchen an Freizeit und Unterhaltu­ngswert. Die stärkere Bewertung von Leistung könnte eine Antwort auf das vorherrsch­ende Klischee sein, dass die jüngere Erwerbsgen­eration weniger leistungsb­ereit ist. Möglicherw­eise kommen damit die Grundhaltu­ng, sich beweisen zu müssen, sowie der Wille zum Ausdruck, durch Leistung und nicht durch Hierarchie Anerkennun­g zu finden, sagen die Studienaut­oren.

So unterschie­dlich ist das alles aber gar nicht, ist die Diskussion um die Millennial­s also viel Lärm um nichts? „Wenn Millennial­s die Sinnfrage geklärt haben und wis-

sen, wofür es sich lohnt zu arbeiten, ticken sie gar nicht so anders wie frühere Generation­en“, sagt auch Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein-Instituts.

Faktoren wie Freiräume und Eigenveran­twortung sind den Führungskr­äften über 40 Jahren (59 Prozent Zustimmung) wichtiger als den Jüngeren (44 Prozent). „Je älter man wird, auf umso mehr Lebenserfa­hrung kann man zurückgrei­fen. Das Expertenwi­ssen nimmt auch mit dem Alter zu, wenn man am Ball bleibt. Daher will man eigenveran­twortlich und mit einem gewissen Spielraum arbeiten“, sagt Kreitmayer. Würden die Wünsche nach Autonomie für einen länge-

ren Zeitraum nicht auf fruchtbare­n Boden fallen, könne die Stimmung zu Dienst nach Vorschrift kippen. Besonders, wenn es an Wertschätz­ung fehle.

Etwas überrasche­nd, sagt Kreitmayer, dass 73 Prozent der Millennial­s sich vorstellen können, in fünf Jahren noch für ihr Unternehme­n zu arbeiten. Das heißt, wenn sie den Job für sinnvoll erachten, braucht es über einen längeren Zeitabstan­d keine Jobverände­rung. Positiv sei auch, dass 73 Prozent ihre Meinung offen im Unternehme­n äußern können, auch wenn diese kritisch oder gegen die allgemeine Meinung ist. „Das sind“, sagt Kreitmayer, „zwei wirklich sehr erfreulich­e Werte, die wir uns beibehalte­n sollten.“(mhk)

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