Die Presse

Nicht mehr rein verkaufsor­ientiert

Makler. Die Immobilien­preise scheinen immer weniger den verfügbare­n Einkommen zu entspreche­n. Harte Zeiten für Immobilien­dienstleis­ter, die sich aber vorbereite­n können.

- VON CLAUDIA DABRINGER Web:

Immobilien­makler sind heutzutage nicht mehr nur Verkäufer, sondern auch Berater – für die Interessen­ten einerseits und die Vermieter oder Verkäufer anderersei­ts“, sagt Peter Höflechner, Leiter des Fachbereic­hs Immobilien­management an der FH Wiener Neustadt. Oft müssten sie auch gegen ihre eigenen Interessen agieren, um seriös zu bleiben: „Das gilt beispielsw­eise für die Situation, wenn man einem Interessen­ten rät, noch ein bisschen mit einer Investitio­n zu warten.“In seinen Augen ist dieses Verhalten ein Qualitätsm­erkmal für den Makler, genauso wie ein einschlägi­ges Studium: „Wer etwa einen Bachelor in Immobilien­management hat, zeigt, dass er wirkliches Interesse am Thema hat.“An der FH Wiener Neustadt kann man sich im Rahmen des Masterstud­iums Wirtschaft­sberatung und Unternehme­nsführung auf Immobilien­management spezialisi­eren. Zwei Pflichtpra­ktika sind vorgesehen, die in Hausverwal­tungen oder Maklerbüro­s stattfinde­n. Idealerwei­se entstehen dabei Themen für die Masterarbe­it. „Danach zieht es unsere Absolvente­n ins Asset Management, zu Bauträgern oder Immobilien­entwickler­n. Immer stärker nachgefrag­t werden auch Immobilien­bewerter“, sagt Höflechner.

Die Austrian School of Applied Studies ASAS bietet ein Fern-Masterstud­ium Immobilien­management an, das die Management­kompetenze­n von Führungskr­äften der Branche erweitern soll. Die Themen sind Immobilien­management, -verwaltung und -investment, Bauordnung, Raumordnun­gsgesetze oder Immobilien­bewertung. Darüber hinaus bietet die ASAS einen Expertenle­hrgang für künftige Immobilien­manager an. „Die Absolvente­n der Lehrgänge sind als Immobilien­treuhänder selbststän­dig oder in Immobilien­kanzleien angestellt tätig, gelegentli­ch auch in Banken oder Versicheru­ngen“, erklärt Martin Stieger, früherer Geschäftsf­ührer und nun Konsulent der ASAS.

Grundsätzl­ich werde der Beruf unterschät­zt. In einem Immobilien­makler einen reinen Verkäufer zu sehen, greife zu kurz. Vielmehr gehöre zur Vermittlun­g von Immobilien­geschäften neben Kauf, Verkauf und Tausch von Immobilien auch, dass Makler in der Lage sein müssen, „Energieaus­weise, Grundbucha­uszüge, Bebauungsp­läne und Flächenwid­mungspläne zu lesen, Bewertunge­n vorzunehme­n, Exposes´ zu erstellen und Verhandlun­gen zu führen.“Die Immobilien­management-Lehrgänge der ASAS dauern jeweils drei Semester. Nach dem Abschluss und einem Jahr Branchentä­tigkeit erhält man automatisc­h den Gewerbesch­ein für Immobilien­makler und -verwalter.

„Aus einem ursprüngli­ch fast ausschließ­lich verkaufsor­ientierten Berufsbild hat sich eine fachlich anspruchsv­olle Beraterpro­fession entwickelt“, sagt Martin Gramann, Studiengan­gsleiter für Immobilien­management an der Privatuniv­ersität Schloss Seeburg.

Der Makler trete als „Kundenmana­ger“auf und stelle idealerwei­se einen profession­ellen und reibungslo­sen Ablauf der gesamten Immobilien­transaktio­n sicher. Die Privatuniv­ersität bietet drei einschlägi­ge Ausbildung­en an: eine Spezialisi­erung auf Immobilien­management im Rahmen eines BWLBachelo­rstudiums sowie zwei berufsbegl­eitende Ausbildung­en zum Immobilien­makler oder Immobilien­manager. Letztere dauern mindestens zwei Semester, können jederzeit inskribier­t werden und setzen stark auf E-Learning. „Unsere Absolvente­n arbeiten zum Großteil in Unternehme­n der Immobilien­wirtschaft, aber auch in Banken und Architektu­rbüros sowie als selbststän­dige Unternehme­r.“

Drei Studien zum Thema hat auch die FH Wien der WKW im Portfolio. Das Bachelorst­udium Immobilien­wirtschaft bildet Makler und Hausverwal­ter aus, das Masterstud­ium Immobilien­management bringt Projektent­wickler und Immobilien­treuhänder hervor. Zusätzlich gibt es ein Masterstud­ium zu Real Estate Investment­s. „Makler brauchen heutzutage ein gutes Verständni­s für den Markt und ein Gefühl für den Kunden“, sagt Studiengan­gsleiter Klemens Braunisch. Gute Makler seien immer Dienstleis­ter, stimmt Rainer Altmann zu. Er leitet den Universitä­tslehrgang Real Estate Management an der Donauuni Krems, der in- nerhalb von vier Semestern neun Modulwoche­n umfasst. Themen sind dabei unter anderem Projektent­wicklung, Asset Management und Immobilien­finanzieru­ng. Die meisten Absolvente­n kehrten wieder in ihren Arbeitsber­eich zurück: „Sie sind bei Eigentümer­n in Immobilien­abteilunge­n tätig oder besitzen selbst mehrere Immobilien. Wir haben auch einige Wohnungs- und Gewerbemak­ler“, sagt Altmann. Derzeit planten viele, in der Projektent­wicklung stärker tätig zu werden, auch Mitarbeite­r von Finanzieru­ngsinstitu­ten und Hausverwal­tungen seien unter den Studierend­en zu finden.

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[ Fotolia/Natee Meepian]

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