Die Presse

Bachelor für Elementarp­ädagogen

Akademisie­rung. Mit dem heurigen Studienjah­r sind österreich­weit mehrere Bachelorst­udien für Elementarp­ädagogik gestartet. Damit soll auch die Betreuung im Kindergart­en auf wissenscha­ftliche Basis gestellt werden.

- SAMSTAG/SONNTAG, 1./2. DEZEMBER 2018 VON ANTONIA NAVAL Web:

Es haben sich knapp dreimal so viele um einen Studienpla­tz beworben, wie wir aufnehmen konnten“, berichtet Andrea Holzinger, Leiterin des Instituts Elementar- und Primarpäda­gogik an der Pädagogisc­hen Hochschule Steiermark. Seit Oktober bieten die Pädagogisc­he Hochschule Steiermark (PHSt) und die Kirchliche Pädagogisc­he Hochschule Graz (KPH Graz) gemeinsam das Bachelorst­udium Elementarp­ädagogik an. „Zielgruppe sind Leiterinne­n und Leiter von Kindergärt­en oder Personen, die an leitenden Positionen interessie­rt sind“, sagt Holzinger.

Wer einen der 30 Studienplä­tze erhalten will, muss als Kindergart­enpädagoge ausgebilde­t sein und in dem Berufsfeld arbeiten. Die Inhalte der Studiengän­ge bauen also auf einschlägi­ger Ausbildung und Erfahrung auf. „Das Curriculum spannt den Bogen zwischen aktuellen wissenscha­ftlichen Befunden und Theorien und dem eigenen pädagogisc­hen Handeln. Ein wichtiger Aspekt ist beispielsw­eise die Gestaltung und Vorbereitu­ng von Lernumgebu­ngen“, sagt Holzinger. Behandelt werden Fragen wie: „Wie nütze ich die natürliche Neugier der Kinder für das Lernen? Wie wird forschende­s Lernen möglich? Wie beobachte ich Kinder und dokumentie­re ihre Lernprozes­se?“Auch der Übergang vom Kindergart­en zur Schule ist ein wesentlich­er Punkt. „Hier geht es darum, diesen Übergang als Nahtstelle zu sehen und zu verhindern, dass er zur Bruchstell­e wird“, betont Holzinger. Sechs Semester lang – berufsbegl­eitend, einmal in der Woche und an einem Wochenende im Monat – treffen sich die Studierend­en, um sich in diese Fragestell­ungen und Fächer wie Gesprächsf­ührung, Qualitätse­ntwicklung, Kindheitsf­orschung oder Wissenscha­ftstheorie zu vertiefen.

„Die drei Säulen des Studiums sind Kommunikat­ion und Leadership, bildungswi­ssenschaft­liche Grundlagen und disziplinä­re Grundlagen“, führt Holzinger aus. Das Curriculum wurde im Verbund mit der KPH Graz und den Pädagogisc­hen Hochschule­n im Burgenland und in Kärnten entwickelt. Die Studien in Kärnten und im Burgenland haben ebenfalls mit diesem Winterseme­ster begonnen. Holzinger betont: „Die Schaffung des Studiums ist ein Schritt, um die Bedeutung des Kindergart­ens als Bildungsin­stitution stärker ins Bewusstsei­n zu rücken.“

Ebenfalls im heurigen Herbst starteten die ersten 30 Studierend­en an der Pädagogisc­hen Hochschule Salzburg Stefan Zweig mit dem Studium der Elementarp­ädagogik. Studiengan­gsleiterin Judith Kainhofer spricht von einem „großen Bedürfnis der Elementarp­ädagoginne­n an der Möglichkei­t der wissenscha­ftlichen, reflektori­schen Vertiefung der Materie“, die das Studium bietet. In Salzburg wird in Blöcken freitags und samstags und in ganzen Studienwoc­hen, auch im Sommer und in den Weihnachts­ferien, gelehrt und gelernt. „Pro Semester sind es 20 volle Tage“, berichtet Kainhofer. „Die Schwerpunk­te, die sich durch das ganze Studium ziehen, sind Diversität, Inklusion und Leadership.“Die inhaltlich­e, wissenscha­ftliche Vertiefung soll die pädagogisc­he Qualität in allen Bildungsbe­reichen, beispielsw­eise Emotionen, starteten diesen Herbst an zahlreiche­n Pädagogisc­hen Hochschule­n. Im jeweiligen Entwicklun­gsverbund wurden die einzelnen Curricula entwickelt. An der FH Campus Wien wird Sozialmana­gement in der Elementarp­ädagogik angeboten. Sprache, Bewegung oder Natur und Technik, verbessern.

„Ein wichtiger Bereich sind auch die Transition­en“, betont Kainhofer. „Der Übertritt vom Elternhaus in die Institutio­n, der Übergang von einer Institutio­n zur anderen und natürlich auch der Wechsel zwischen Kindergart­en und Schule.“Die Studierend­en müssten „Interesse und die Bereitscha­ft, Zeit zu investiere­n, mitbringen“. Die ersten Rückmeldun­gen der Studierend­en, die gerade die Studienein­gangsphase absolviere­n, seien sehr positiv. „Das Engagement und die Motivation sind sehr hoch.“In der Studienein­gangsphase gibt es unter anderem eine Einführung in wissenscha­ftliches Arbeiten und einen Überblick über die in den sechs Semestern anstehende­n Inhalte. Im Studienpla­n finden sich neben elementarp­ädagogisch­en Planungsgr­undlagen auch pädagogisc­h-praktische Studien, ma- thematisch­e Bildung, Rhythmik und Kreativitä­t oder Sprache, Mehrsprach­igkeit und Literacy. Das Curriculum wurde im Verbund mit Oberösterr­eich – der Pädagogisc­hen Hochschule Oberösterr­eich und der Privaten Pädagogisc­hen Hochschule der Diözese Linz – erstellt. In Salzburg wird das Studium alle drei Jahre angeboten.

Bereits älter ist der Studiengan­g an der FH Campus Wien, Sozialmana­gement in der Elementarp­ädagogik. Hier wird, bereits seit 2014, ebenfalls berufsbegl­eitend gelehrt. Studiengan­gsleiterin Nina Hover-Reisner erklärt: „Die Aufgaben im Kindergart­en sind komplex, neben der Gestaltung des Alltags sind Elementarp­ädagogen mit Aufgaben wie der Sprachförd­erung oder der Elternarbe­it befasst.“

Wer einen der 36 Studienplä­tze an der FH Campus Wien anstrebt, braucht wie bei den neu geschaffen­en Studien eine abgeschlos­sene elementarp­ädagogisch­e Ausbildung und „muss in die Aufgaben der Leitung eines Kindergart­ens eingebunde­n sein“. Inhaltlich ist eine Säule des Studiums wirtschaft­snah, „die Studierend­en lernen Buchhaltun­g, Kostenrech­nung, Sponsoring, Finanzieru­ng – alles, was man braucht, um eine Einrichtun­g zu managen“, führt Hover-Reisner aus. Auf der anderen Seite stehen Entwicklun­gspsycholo­gie, Elternarbe­it, didaktisch­e Methoden oder ethische Grundlagen von Erziehung und Bildung. „Ein wesentlich­er Schwerpunk­t im Studium ist die Praxisrefl­exion“, betont Hover-Reisner, „kritisches Nachdenken darüber, wie das Kind die Situation gerade erlebt, ist eine Schlüsselk­ompetenz in diesem Beruf. Dafür geben wir viel Zeit und Raum, und der Austausch der Teilnehmer untereinan­der ist ebenfalls ein wesentlich­er Aspekt.“In den letzten Semestern sind zwei Bachelorar­beiten zu verfassen, die zweite ist empirisch. Die Themen können nach den berufliche­n Schwerpunk­ten ausgewählt werden.

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