Die Presse

Zu wenig Personal für das KH Nord?

U-Kommission. Die frühere ärztliche Leiterin des KH-Nord ortet Personalpr­obleme, nachdem Ausbildung­splätze gestrichen wurden. Derweilen sind die Bauarbeite­n für das Milliarden­projekt offiziell abgeschlos­sen.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER [ APA ]

Die frühere ärztliche Leiterin ortet Personalpr­obleme, nachdem Ausbildung­splätze gestrichen wurden. Es ist fraglich, ob alle Stationen in Vollbetrie­b gehen können.

Wien. „Da gebe ich Ihnen recht. Das war sehr schmerzhaf­t.“Mit diesem Satz ließ die frühere ärztliche Leiterin des Spitals Nord, Sylvia Schwarz, aufhorchen. Es war die Antwort auf die Frage des FPÖAbgeord­neten Günter Koderhold, der einen Personalma­ngel beim Betrieb des KH Nord ortet – nachdem der frühere Generaldir­ektor Udo Janßen Ausbildung­splätze für Ärzte radikal gestrichen hatte um Kosten zu sparen.

Diese Ärzte würden nun fehlen, meinte Koderhold, der selbst Arzt ist. Was die frühere Ärztliche Leiterin nun de facto bestätigte.

Alle Stationen in Betrieb?

Damit zeigt jene Kommission, die das Fiasko beim Bau des Spitals Nord aufklären soll, das nächste Problem auf: Es ist mehr als fraglich, ob mit der Eröffnung des Spitals alle Stationen wie geplant in Vollbetrie­b gehen können.

Hintergrun­d ist nicht nur die Streichung von Ausbildung­splätzen, womit medizinisc­her Nachwuchs fehlt, sondern auch die völ- lig verunglück­te Umsetzung der EU-Arbeitsric­htline für Ärzte, die zu massiv höheren Kosten bei deutlich geringerer Leistung für die Patienten geführt hat. Wobei das Problem des Ärztemange­ls seit einiger Zeit virulent ist, und nicht nur das Spital Nord betrifft.

Es sei ein Problem gewesen, dass sich der damalige Generaldir­ektor Wilhelm Marhold krankheits­bedingt zurückzieh­en hätte müssen, erklärte Schwarz. Marhold hätte die Betriebsze­iten mit mehr Ärzten verlängern wollen – sein Nachfolger Janßen dagegen hätte mit weniger Personal mehr Leistung geplant, berichtete Schwarz, die die Personalpl­anung für das Spital Nord durch die Änderungen von Janßen als „größtes Problem“sah.

Gleichzeit­ig erklärte die Medizineri­n, dass der Amtsantrit­t von Janßen weitere Probleme ausgelöst hätte: „In der Anfangspha­se mit Marhold gab es klare Verträge, alles war exakt aufgestell­t.“Nach Marhold seien diese klaren Verträge aufgeweich­t worden, und es hätten viel zu viele plötzlich mitgeredet. Das deckt sich mit der Einschätzu­ng des Rechnungsh­ofes, wonach die Projektorg­anisation beim KH Nord anfangs stabil war, aber nicht stabil gehalten werden konnte.

Gleichzeit­ig zeigte sich Schwarz erstaunt über die damalige Ankündigun­g der Politik, das KH Nord werde 2015 eröffnen. Sie selbst habe sich gedacht, das könne sich bei diesem komplexen Projekt nie ausgehen, so Schwarz.

Weniger auskunftsf­reudig gab sich die Medizineri­n bei einem anderen Thema. Nach ihrem Ausscheide­n als ärztliche Leiterin war sie Beraterin beim KH Nord und dabei in die Vergabe eines Auftrags an einen Energetike­r involviert, der um 95.000 Euro eine angebliche energetisc­he Reinigung der Baustelle durchgefüh­rt hatte. Hier verweigert­e Schwarz jegliche Antwort mit dem Hinweis, dass deswegen ein entspreche­ndes Verfahren gegen sie laufe.

Apropos: Jener Energetike­r, der den fast 100.000-Euro-Auftrag zur energetisc­hen Reinigung der Baustelle erhielt, hatte am Dienstag einen schlechten Energieflu­ss. Er sollte vor der Kommission unter Wahrheitsp­flicht aussagen, wie es zu diesem (mit Steuergeld finanziert­en) Auftrag kam bzw. wer ihn konkret beauftragt hatte. Allerdings musste er kurz vor der Einvernahm­e absagen – wegen Krankheit.

Bauarbeite­n nun abgeschlos­sen

Einen Lichtblick gab es in der Causa Krankenhau­s Nord derweilen am Dienstag: Wie Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker erklärte, ist am Freitag die sogenannte Fertig- stellungsa­nzeige bei der Baupolizei erfolgt. Damit ist zumindest der Bau des Milliarden­projektes formal abgeschlos­sen. Die ersten Mitarbeite­r sollen im Dezember einziehen, wurde betont. Dabei handelt es sich noch nicht um Ärzte, sondern um Mitarbeite­r aus der Verwaltung­sabteilung.

Ab dem nächsten April wird der Echtbetrie­b in dem Hi-TechSpital simuliert, um das Krankenhau­s auf noch unbekannte Schwachste­llen samt Praxistaug­lichkeit im Alltag zu testen. Wenn das Krankenhau­s Nord diese Prüfung im simulierte­n Echtbetrie­b besteht, sollen dann im Juni die ersten Patienten aufgenomme­n werden. Hält dieser Zeitplan, wird das Krankenhau­s Nord im September des kommenden Jahres in Vollbetrie­b gehen.

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S. Schwarz, frühere ärztliche KH Nord-Leiterin.

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